Tennis in Linz

„Werden Frauensport eine sehr große Bühne geben“

Oberösterreich
27.01.2023 17:00

Neun Tage vorm Start von Österreichs Damentennis-Topevent bat die „Krone“ Upper-Austria-Ladies-Chefin Sandra Reichel zum „Krone“-Interview. Sie verspricht eine große Bühne für den Frauensport.

„Krone“: Frau Reichel, wie glücklich, oder auch nicht, sind Sie mit den Australien Open? Die Linz-Topgesetzte Maria Sakkari schied ja bereits im Achtelfinale aus, dafür stand Donna Vekić im Viertelfinale.
Sandra Reichel: Genau das ist für mich das Spannende im Damentennis. Früher waren immer die gleichen Spielerinnen im Finale, jetzt ist das sehr abwechslungsreich. Aber um bei Sakkari zu bleiben: Sie ist die Nummer sechs der Welt, war unter den besten 16 in Melbourne – sie ist für mich vom Typ und der Athletik her eine der tollsten Spielerinnen der Welt.

Apropos Welt: Wie sieht denn Ihre persönliche eine Woche vorm Start des Upper Austria Ladies aus?
Es reicht nur für drei bis vier Stunden Schlaf – und der ist unruhig. Weil mein Handy eigentlich nie still steht, die gesamte Kommunikation mit den Spielerinnen, dem Weltverband WTA und den Managern über WhatsApp läuft.

Erleichtert wenigstens der neue Standort namens Design Center die Arbeit im Vergleich zur Linz-Arena?
Ja und nein! In jedem Fall ist dank der Infrastruktur der Aufbau des Events im Design Center einfacher.

Dank der Location ist das Turnier erstmals ein Green-Event. Auch weil das zum Areal gehörende Marriott Hotel einen Shuttle-Dienst in die Halle unnötig macht. Ist die Einstufung Green-Event nicht trotzdem eine Augenauswischerei?
Denken Sie an Greenwashing?

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Es reicht aktuell täglich nur zu drei bis vier Stunden Schlaf - und der ist unruhig. Weil mein Handy eigentlich nie still steht.

Upper-Austria-Ladies-Chefin Sandra Reichel

Ja, weil fast alle Spielerinnen per Flugzeug anreisen!
Wir wollen das Turnier auf vier Säulen stellen! Eine ist eine Nachwuchsaktion, mit der wir in den nächsten drei Jahren tausend Mädchen die Möglichkeit geben, Tennis zu spielen und ihnen auch einen Schläger schenken. Dann haben wir die Themen Frauen und Inklusion. Dazu Green. Und natürlich können wir im ersten Jahr noch nicht alles umsetzen. Es ist ein Start. Trotzdem kann schon jeder Ticketbesitzer gratis mit Öffis anreisen. Wir achten auf das Papier und die Menge der Drucksorten, setzen auf Bio-Produkte und Regionalität, damit auf Upper Austria.

Was auch TV-Anstalten tun – das Turnier wird in über 100 Ländern ausgestrahlt.
Wie viele es genau sind, erfahren wir erst hinterher. Es werden zwischen 110 und 120 sein. Ich frage mich immer, wie viele Veranstaltungen es in Oberösterreich mit so einer Präsenz gibt?

Zumal die nicht einmal das ebenfalls von Ihnen veranstaltete 500.000-Dollar-Herren-Event in Hamburg erreicht wird!
Dazu kommen aber auch noch die Social-Media-Kanäle der Spielerinnen, die enorme Reichweiten haben.

Und vielleicht ja auch die Tatsache, dass Linz inzwischen das zweitälteste Hallenturnier auf der WTA-Tour ist. Damit weltweit.
Stimmt, es gibt uns seit 1991 und nur Stuttgart ist älter. Deshalb kommt heuer auch die Präsidentin der WTA-Tour nach Linz. Was eine große Ehre und auch Wertschätzung ist.

Trotzdem ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Sie haben für Linz auch ein parallel zum Frauenturnier steigendes Herrenevent, wie es das in Hamburg gibt, im Hinterkopf.
Wir wollen das Turnier in weiterentwickeln. Und auch wenn ich ein Fan von Combined-Events wie dem in Hamburg bin, gibt es einen zweiten Ansatz. Die WTA will 24 Turniere von 250.000 Dollar Preisgeld auf 500.000 upgraden. Dafür werden wir uns bewerben. Wichtig ist aber erst, dieses Turnier gut über die Bühne zu bringen und dann mit Stadt und Land zu diskutieren: Was wollen wir?

Zitat Icon

Man sieht immer nur den Glamour und das Geld. Aber die Spieler sind teils sehr einsam, haben kein Familienleben.

Upper-Austria-Ladies-Chefin Sandra Reichel

Heuer heißt die große Innovation in Linz „1. Österreichisches Frauensymposium“. Was erwarten Sie sich davon?
Mehr Aufmerksamkeit für Frauen im Sport. Denn klar wird mehr über Männer berichtet. Herrensport hat eine höhere Bedeutung. Wir wollen Frauensport sichtbarer machen, besser positionieren. Deshalb taugt es mir, dass in der 32-jährigen Geschichte des Turniers mit Vizekanzler Kogler erstmals ein Sportminister kommt. Frauenministerin Raab kommt. Markus Hengstschläger als Persönlichkeit, Fußball-Frauenteamchefin und weitere Sportlerinnen. In Linz werden wir dem Frauensport eine sehr große Bühne geben.

Sollte man sich aber nicht um die Spielerinnen selbst mehr kümmern? Die Netflix-Doku „Break Point“ enthüllte zuletzt, dass viele Tennisstars einen Albtraum der Einsamkeit inklusive Ängsten und Depressionen durchleben?
Mental Health (Anm.: psychische Gesundheit) ist ein ganz wichtiges Tema. Wir haben in Linz heuer erstmals einen Mental-Health-Beauftragten. Man sieht immer nur den Glamour und das Geld – aber Tennis ist beinhart. Die Spieler sind 30 Wochen im Jahr unterwegs, sind dabei teils sehr einsam, haben kein Familienleben.

Was nichts daran ändert, dass Sie dank Wildcards noch ein, zwei Top-Stars nach Linz holen wollen.
Ich bin mit Wiktoryja Asaranka in Kontakt. Auch mit Sofia Kenin, die 2020 die Australien Open gewann, zuletzt aber verletzt war. Ich werd’ bis zum Schluss um sie kämpfen. Mal sehen, ob’s klappt? Aber deshalb sind mir die Säulen so wichtig. Mit ihnen will ich das Event unabhängig vom Feld der Spielerinnen stärken.

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