Anforderungen steigen

Bis 2030 könnten 13.700 Kindergärtner fehlen

Österreich
22.12.2022 07:12

Schon jetzt gibt es in den Kindergärten zu wenig Personal. Bis 2030 könnte sich die Situation aber noch deutlich verschärfen, zeigt eine aktuelle Studie. Berücksichtigt man Bevölkerungsentwicklung, Betreuungsquoten sowie Personalabgänge und -nachschub, könnten demnach rund 13.700 Fachkräfte fehlen. Bei Verbesserung der Fachkraft-Kind-Verhältnisse wären es sogar 20.200.

Die Studie wurde von der Uni Klagenfurt und des Instituts für Berufsbildungsforschung (öibf) im Auftrag des Bildungsministeriums durchgeführt. Demnach würde ohne bildungspolitische Maßnahmen entweder die Lücke zwischen Platzangebot und Nachfrage noch größer oder aber es würden sich die Betreuungsverhältnisse weiter verschlechtern, sehen die Studienautoren deutlichen Handlungsbedarf. Assistenzpersonal wäre zwar schneller zu rekrutieren als Elementarpädagogen, auf dieses zu setzen, würde aber auch zu schlechterer Strukturqualität führen, heißt es in der Studie. Zuletzt haben mehrere Bundesländer Pläne zur Verbesserung der Betreuungsverhältnisse angekündigt - diese sind bei den Kindergärten für die Gesetzgebung zuständig.

Aktuell fehlen 1800 Fachkräfte
Schon derzeit ist laut einer Befragung in mehr als einem Viertel der Einrichtungen der Fachpersonal-Bedarf unzureichend oder gar nicht gedeckt. Der Personal-Kind-Schlüssel entspricht nicht den Bedürfnissen der Gruppen, die steigenden Anforderungen sind mit dem vorhandenen Personal nur unzureichend erfüllbar. Drei Viertel der befragten Kindergartenleitungen haben angegeben, dass es (viel) schwerer sei, für offene Stellen geeignetes Personal zu finden als noch vor zehn Jahren. Auch die Fluktuation ist laut mehr als der Hälfte der befragten Pädagoginnen (viel) höher als früher. Der Studie zufolge fehlen derzeit 1800 Fachkräfte.

Aktuell gibt es rund 61.000 Mitarbeiter in den Kindergärten, das sind sechsmal so viele wie Anfang der 1970er. Knapp 42 Prozent gehören zum Assistenzpersonal. Der überwiegende Teil der Kindergarten-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ist dabei teilzeitbeschäftigt, nur 40 Prozent arbeiten 36 Wochenstunden oder mehr.

Zu wenig Wertschätzung und Gehalt
In den kommenden zehn Jahren geht nun mehr als ein Viertel des Personals in Pension. Dazu kommt, dass 15 Prozent in einem überschaubaren Zeitraum den Beruf wechseln wollen, vier Prozent am liebsten sofort. Unter den jüngsten Mitarbeitern kann sich nur jede bzw. jeder vierte vorstellen, bis zur Pension in diesem Feld zu bleiben. Als Gründe für den Wunsch nach einem baldigen Wechsel nennen die Befragten neben zu wenig Wertschätzung und Gehalt vor allem, dass die Arbeit psychisch zu anstrengend sei, die Gruppen zu groß seien und sie das Gefühl hätten, den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht zu werden.

Die aktuelle Ausbildung an den Bundesanstalten für Elementarpädagogik (Bafep) ist zwar beliebt, die Zahl der Absolventinnen und Absolventen ist in den vergangenen 20 Jahren um 40 Prozent auf knapp 2400 gestiegen. Allerdings arbeitet ein guter Teil nach dem Abschluss nicht im Kindergarten. Bei einer Befragung von Schülerinnen und Schülern im Abschlussjahrgang im Rahmen der Studie hat gerade einmal die Hälfte angegeben, dass sie im Anschluss gleich im Kindergarten arbeiten wolle.

Unter den Schülern der fünfjährigen BHS-Langform, in der man neben der Berufsberechtigung auch die Matura erwirbt, gehen nur 54,7 Prozent nach dem Bafep-Abschluss in den Kindergarten. Die übrigen gehen lieber studieren oder ergreifen einen anderen Beruf. Bei den Absolventen der Kollegs, die die Ausbildung nach der Matura bzw. Berufsreife- oder Studienberechtigungsprüfung und damit bereits im Erwachsenenalter beginnen, entscheiden sich nach dem Abschluss immerhin 83,7 Prozent für die Arbeit im Kindergarten.

Verbesserungsvorschläge
Um die Personalsituation zu verbessern, schlägt das Forscherteam Maßnahmen gegen Personalabgänge vor, etwa zusätzliches Administrations- und Hilfspersonal, einen besseren Betreuungsschlüssel und neue Arbeitszeitmodelle für ältere Mitarbeiter, um die Zahl vorzeitiger Abgänge zu verringern. Um die Belastung im Alltag zu verringern, sollte ein Pool an Springern und Ersatzkräften für Ausfälle geschaffen werden.

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