Energie kaum leistbar

Landwirte verkaufen statt Gemüse lieber Gas

Wirtschaft
12.12.2022 10:49

Tomaten, Paprika und Gurken aus dem Glashaus im Winter sind wir längst gewohnt. Vitaminreiches Gemüse trotz Frost könnte jetzt aber knapper und damit empfindlich teurer werden. Weil Strom und Gas für energieintensive Bereiche der Landwirtschaft - etwa beheizte Gewächshäuser, Düngemittel oder Kühlanlagen - teurer werden, stellen viele Unternehmen ihre Produktion ein. Denn es ist lukrativer, das Gas zu verkaufen, als damit Glashäuser zu betreiben. 

„Fast jedes Unternehmen ist davon betroffen, beispielsweise werden Kühlanlagen für die Obstverarbeitung mit Strom betrieben. Es gibt praktisch keinen Produktionszweig in der Landwirtschaft, der nicht von der Teuerung betroffen ist“, erklärt Franz Sinabell, Agrarökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“.

Besonders energieintensiv und damit schwer von den hohen Preisen getroffen ist dabei die Gemüseproduktion in Europa. Vor allem in nördlicher gelegenen Ländern ist das Problem groß, denn je kälter es ist, desto höher sind die Heizkosten für die Glashäuser. Manche Gemüseproduzenten in den Niederlanden hätten deswegen bereits ihr Geschäftsmodell geändert, erläutert Sinabell. Anstatt das zuvor günstig gekaufte Erdgas zu verheizen, verkaufen sie es lieber mit Profit.

Manchen Unternehmen stellen Produktion ein
Viele Unternehmen würden sich aktuell ausrechnen, ob es nicht lohnender sei, ihr Gas an Energieunternehmen zu verkaufen, die damit Strom produzieren, als Gewächshäuser damit zu betreiben, so der Wifo-Experte. „Viele Produzenten haben ihr Gaskontingent bereits verkauft“, bestätigt Martin Flicker, Vizepräsident der Wiener Landwirtschaftskammer, gegenüber Ö1. In Österreich haben schon manche Gemüseproduzenten ihre Produktion über den Winter eingestellt.

„Meine Einschätzung ist, dass Gemüse daher knapper werden wird“, sagt Sinabell. Als Konsument werde man zu spüren bekommen, dass Gemüse teurer wird. Zwar könnten südlichere Länder den Ausfall kompensieren - wie gut, werde sich aber erst zeigen, so der Agrarökonom. Flicker betont aber, dass Gemüsearten, die weniger energieintensiv produziert werden und auch im Winter gedeihen - etwa Vogerlsalat und Spinat - weiterhin angebaut werden.

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