Gut leben mit Falten

Désirée Nosbusch: Eine sehr emanzipierte Frau

Adabei
12.12.2022 11:11

Désirée Nosbusch, Montag wieder in „Sisi - Kaiserin Elisabeth“ (ORF, 20.15) und am Samstag im „Irland-Krimi“ (ORF, 22.15) über ihre außergewöhnliche Karriere, die mit zwölf Jahren begann.

„Kronen Zeitung“: Désirée, du spielst in „Sisi - Kaiserin Elisabeth“ die Mutter von Kaiser Franz Joseph, Erzherzogin Sophie. Immer wieder wird sie als unsympathisch und Macht-besessen beschrieben ...
Désirée Nosbusch: ... das stimmt, aber ich habe mich natürlich in der Vorbereitung sehr eingelesen in die Habsburger und hab auch über sie recherchiert. Sophie war eine sehr emanzipierte Frau, die immerversucht hat, die Fassade und die Etikette zu wahren. Und - sie war eine liebevolle Mutter für ihre Söhne.

Wie nah an den Tatsachen ist denn diese Sisi-Serie?
Ich würde mal sagen, sie ist die perfekte Mischung aus Fiktion und Historie. Und natürlich ganz anders als diese berühmten Sisi-Filme mit Romy Schneider. Die Zeiten sind anders, die Menschen, die guckten, sind anders - das lässt sich nicht vergleichen. Aber ich hab diese Filme geliebt - ich bin auch ein ganz großer Romy-Schneider-Fan!

In die Geschichte der Gegenwart, bist du bei den Dreharbeiten für den „Irland-Krimi“ eingetaucht, von dem am Samstag ja wieder eine Folge läuft, mit dir als Psychologin in der Hauptrolle. In dieser Reihe gehts u. a. auch um den Nordirland-Konflikt. 
Ja, und ich war sehr überrascht, wie sehr dieser Konflikt nach wie vor auf beiden Seiten spürbar ist, obwohl ja schon seit fünfzehn Jahren die Waffen ruhen. Nur ein Beispiel: Mein über 70-jähriger Fahrer wurde richtig panisch, als er gehört hat, er solle in Nordirland übernachten. Als früherer Polizist hatte er einfach zu viel Schlimmes erlebt. Dieser jahrelange Kampf mit Waffengewalt ist meinem Empfinden nach bis jetzt von den Menschen auf beiden Seiten nicht verarbeitet. Man spürt das nicht nur in Belfast, wenn man an diesen Zäunen vorbeigeht.

Viele deiner Kollegen in diesem Film sind Iren; wurde in zwei Sprachen gedreht?
Ja. Man hat darauf bestanden, dass ich in Deutsch drehe und die anderen dann synchronisiert werden. 

Mit Englisch hättest du wohl kaum ein Problem gehabt - nach 27 Jahren USA!
(lacht) Denke nicht! Meine Kinder aus erster Ehe wurden übrigens dort geboren und sind mittlerweile beide Musiker und gerade mit ihrer Karriere sehr beschäftigt. Als sie außer Haus sind, bin ich - 2016 - nach Europa zurückgekehrt und hab eine Riesenchance beim Schopf gepackt: Nach mehreren Casting-Runden habe ich in der Finanz-Drama-Serie „Bad Banks“ ein großartiges Engagement bekommen; die Auszeichnung mit dem Grimme-Preis dafür war eine wunderschöne Anerkennung, und es kamen danach so vielfältige neue Rollen auf mich zu.

Du hast einmal gemeint: „Wenn eine Frau vierzig wird, beginnt in den Produktionsbüros eine Uhr gegen sie zu ticken.“ Bei dir ist diese Uhr still gestanden?
(lacht) Nein, ich habe das damals genauso gespürt. Aber durch „Bad Banks“ bin ich eben ins Charakterfach gewechselt, und dort lebt sich’s gut mit Falten und allem, was mich ausmacht. Ich darf so sein, wie ich bin. Das ist ein großes Glück!

Glück hattest du schon zum Start: Mit einer italienischen Mutter bist du als Luxemburgerin mit Italienisch, Luxemburgisch, Deutsch und Französisch gleich einmal viersprachig aufgewachsen!
Ja, Glück hatte ich oft. Ich sag auch jeden Tag „Danke“.

Heuer hast du die Autobiografie „Endlich noch nicht angekommen“ auf den Markt gebracht. Da deine Karriere ja schon mit zwölf Jahren im Radio und mit fünfzehn als Moderatorin im Fernsehen begonnen hat, hast du ja auch eine Menge zu erzählen; u. a. rechnest du darin mit jenem viel älteren Mann ab, der dich entdeckt hat und der jahrelang als dein Partner galt!
Nein, Vera, das ist definitiv keine Abrechnung. Es war eine Abhängigkeitsgeschichte und keineswegs Liebe. Ich hab ganz lange gebraucht, bis ich es geschafft habe, mit dem Pass in der Hand von ihm wegzugehen. Ich habe dann bei null wieder angefangen. Und wenn diese Zeilen auch nur einer jungen Frau Mut machen, dann hat sich der Schmerz, es aufzuschreiben, gelohnt.

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(Bild: kmm)



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