Ausgerissenes Rind

“Kuhfreunde” fordern Freiheit für Waldkuh “Yvonne”

Viral
12.08.2011 13:34
Seit Monaten macht die ausgebüxte Milchkuh "Yvonne" die Wälder im bayerischen Landkreis Mühldorf unsicher. Nach diversen fehlgeschlagenen Fangversuchen hat Yvonne jetzt erstmals Unterstützung von unbekannte "Kuhfreunden" erhalten, die per Plakat fordern, dass die Kuh weiterhin im Wald bleiben darf. Unterdessen soll Galloway-Ochse "Ernst" die Kuh anlocken, doch bisher tut sich im bayerischen Wald nichts.

Parolen wie "Yvonne ist eine Zeitreisende, gekommen uns zu warnen!! Wenn ihr sie tötet sterben wir alle" und "Kuhfänger! Geht woanders hin oder morgen brennt Berlin!" sind auf den Kartons zu lesen, die über Nacht in jenem Waldstück angebracht wurden, wo Yvonne sich aufhalten soll. Unterzeichnet wurden die Plakate von den "Anonymen Kuhfreunden". Wer sich tatsächlich hinter den seltsam anmutenden Botschaften verbirgt, ist allerdings unklar.

Wie Michael Aufhauser, Chef von Gut Aiderbichl, im Gespräch mit krone.at verriet, soll es sich allerdings um einen Einzeltäter handeln. "Es ist immer das gleiche Farbspray verwendet worden. Außerdem spiegelt das überhaupt nicht die Meinung der Leute dort wieder. Die wollen Yvonne alle retten." Auch im Web haben sich die "Anonymen Kuhfreunde" noch nicht geäußert. Mitarbeiter des Gut Aiderbichl haben die Schilder bereits entfernt (Bild rechts).

"Ernst" soll Yvonne schöne Augen machen
Derzeit soll der Galloway-Ochse "Ernst" (siehe weitere Bilder oben) der Kuh schöne Augen machen und sie anlocken. Dass der fesche Ex-Zuchtstier, der sein Zuhause auf Gut Aiderbichl hat, kastriert ist, stört laut Aiderbichl-Chef Michael Aufhauser nicht: "Die Kuh identifiziert ihn trotzdem als männlich und damit löst er auch das Gleiche bei ihr aus." Der Tierschützer erklärt: "Eine Kuh wird alle 21 Tage für 48 Stunden stierig. Dann stehen die Chancen sehr gut, dass Ernst sie anlockt."

Unter großem Medieninteresse wurde Ernst am Mittwoch in den Wald gebracht (siehe weitere Bilder). Der rassige Galloway-Bursche wurde in einem eigenen, abgetrennten Bereich der Koppel untergebracht. Falls sich Yvonne für ihn interessiert und in die Koppel trabt, kann diese geschlossen werden. Yvonne soll dann auf Gut Aiderbichl transportiert werden.

"Bleiben, bis wir sie gefunden haben"
Ganz alleine muss der Stier nicht auf die Kuh warten: "Sein Lieblingspfleger bleibt bei ihm", sagte Aiderbichl-Mitarbeiterin Britta Freitag. "Wir müssen uns zurückziehen und warten." Mehrere Beobachtungsposten und zwei Schützen mit Betäubungsgewehren halten sich in der Nähe auf - um sofort zur Stelle zu sein, wenn sich etwas anbahnt.

Zusätzlich wollen die Tierretter Yvonne mit einem Leckerbissen in die Falle locken: In einer Futterstelle wurde Silage ausgelegt. "Das mag sie sehr gern", so der Salzburger Gutsverwalter von Aiderbichl, Hans Wintersteller. "Das riecht sie meilenweit und schmeckt ihr fantastisch - wie uns Schokolade." Michael Aufhauser ist jedenfalls zuversichtlich, dass Yvonne eingefangen werden kann. "Wir bleiben auf jeden Fall, bis wir sie gefunden haben."

Yvonne floh vor dem Schlachter
Yvonne, die Ende Mai von einer Weide ausgebüxt war, hält sich derzeit immer noch im Wald versteckt. Und weil das scheue Rind, das nur nachts zum Weiden den Wald verlässt, einmal fast vor ein Polizeiauto rannte, wurde es zur Sicherheitsgefahr erklärt und zum Abschuss freigegeben.

Yvonne gehörte ursprünglich einem Bauern in Österreich, der die Kuh aber nach Bayern verkaufte. Dort sollte sie gemästet und dann geschlachtet werden. Als ob sie ihr Schicksal ahnen konnte, entwischte sie am 24. Mai von einer Weide. Gut Aiderbichl kaufte dem Bauern das Tier ab, um ihm eine neue Heimat zu geben. Die Tierschützer bemühen sich seither darum, die Kuh einzufangen.

Bisherige Fangversuche fehlgeschlagen
Bisherige Versuche sind allerdings fehlgeschlagen. Weder ein berittener Tierarzt noch Dackel "Mirko" - spezialisiert auf das Einfangen von Rindern – konnten Yvonne zurückbringen. Mit dem nächsten Trick konnte man die Kuh dann zumindest anlocken, einfangen aber nicht: Schwester Waltraud und Kälbchen Waldi wurden als Lockvogel gekauft und im fraglichen Gebiet in ein eigens errichtetes Gehege gestellt. Mit Rufen hatten die vierbeinigen Geschwister auch schon Kontakt aufgenommen, einen Besuch Yvonnes beim Gehege gab es auch.

Dass Yvonne auch auf die Anwesenheit Ernsts schon reagiert hat, zeigen Spuren im Wald, die Aufhausers Mitarbeiter entdeckt haben. Bis auf etwa einen Kilometer hat sich die vorsichtige Kuh demnach schon an Ernst herangepirscht.

Tierkommunikatorin nimmt Konakt mit Yvonne auf
Auch eine selbst ernannte Tierkommunikatorin aus der Schweiz wurde mittlerweile hinzugezogen. "Der Stier ruft mich und sagt mir, ich brauche keine Angst zu haben, aber ich bin halt schon sehr vorsichtig", so Franziska Matti. Um Mitternacht hatte die Schweizerin, die - wie sie sagt - auch mit Rennpferden vor den Bewerben "spricht", den letzten Kontakt zu Yvonne. Auf die Frage, wie es ihr jetzt gehe, habe das Rind geantwortet: "Gut - ich bin etwas durcheinander." Sie rieche den Stier und höre ihn.

Doch als Matti wissen wollte, ob sie schon bereit sei, zu Ernst zu kommen, habe sich die Kuh um eine Antwort gedrückt: "Es kann schon sein ... wird mich niemand jagen?", habe sie wissen wollen. "Nein, gar niemand wird dich jagen", habe sie Yvonner erklärt, "im Gegenteil, es werden nur ganz wenige Leute da sein, und die werden sich sehr freuen, dich endlich sehen zu dürfen."

Yvonne wurde inzwischen in Deutschland als "die Kuh, die ein Reh sein will" zum medialen Star. Auch auf Facebook hat Yvonne bereits Unterstützer gefunden.

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