Hohe Stromkosten und Preissteigerungen bringen kleinere Lebensmittelhändler massiv in Bedrängnis. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg fordert deshalb eine Gas- und Strompreisbremse nach deutschem Vorbild.
„Ohne rasche Hilfe kommt es zum Kahlschlag.“ Mit diesen drastischen Worten machte der Fachgruppenobmann des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer (WKV), Alexander Kappaurer, am Montag auf die bedrohliche Situation der heimischen Nahversorger aufmerksam. „Immer mehr selbstständige Kaufleute schreiben Verluste“, sagte Kappaurer.
Immer mehr selbstständige Kaufleute schreiben Verluste.
Alexander Kappaurer, Fachgruppenobmann Lebensmittelhandel der WKV
Die Gründe dafür macht er an massiven Preissteigerungen in allen Warengruppen auf der Ebene der Lieferanten und an den explodierenden Energiekosten fest, die sich vor allem bei den Kühlanlagen niederschlagen. Zum Vergleich: Bisher machten die Stromkosten in der Branche im Schnitt ein Prozent des Umsatzes aus. Derzeit sind dafür drei bis vier Prozent fällig.
Klingt zunächst nicht viel. Bedenkt man allerdings, dass der Lebensmittelhandel traditionell sehr geringe Umsatzrenditen von rund einem Prozent des Nettoumsatzes vor Steuern erwirtschaftet, erscheint die Steigerung in einem anderen Licht.
Angst vor der Zukunft
Ein Aufschlag der Mehrkosten auf die Lebensmittelpreise kommt laut Kappaurer allerdings nicht infrage: „Wir wollen, dass Lebensmittel leistbar bleiben.“ Das macht die Situation noch brenzliger, denn „das Schlimmste steht uns erst noch bevor“. In vielen Verträgen kommen die hohen Stromkosten erst in den kommenden Wochen und Monaten zum Tragen.
Den einzigen Ausweg, um ein drohendes Nahversorger-Sterben abzuwenden, sieht der Fachgruppenobmann in einer Gas- und Strompreisbremse nach deutschem Vorbild. „Wenn Betriebe von vornherein leistbare Preise für Energie bezahlen, ersparen wir uns ein kompliziertes, nachträgliches Zuschussmodell wie aktuell in Österreich“, verweist Kappaurer auf den Ende September angekündigten Energiekostenzuschuss für Unternehmen.
Energiekostenzuschuss für Unternehmen ist zu wenig treffsicher
Dieser sei nicht ausreichend treffsicher und außerdem zeitlich von Februar bis September begrenzt. „Das Modell lässt die Lebenssituation insbesondere der kleineren Betriebe völlig außer Acht“, kritisiert der WKV-Fachgruppenobmann. Von der Politik erwartet er sich angesichts der Bedrohung „ein rasches und entschlossenes Handeln“.
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