Im Missbrauchsfall um einen Sportlehrer, der bis zu seinem Suizid im Mai 2019 an einer Wiener Mittelschule mehr als zwei Dutzend Buben im Alter von neun bis 14 Jahren missbraucht haben dürfte, hat sich am Samstag auch die Bildungsdirektion zu Wort gemeldet: Man arbeite seit 2019 daran, „die Vorfälle aufzuarbeiten“. Man kenne keine Details der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, die nach dem Freitod des Sportlehrers zunächst mit 6. Juni 2019 eingestellt wurden, und habe auch keine Akteneinsicht.
Angesichts der Einstellung dieser Ermittlungen sei zur weiteren Aufklärung eine Kommission - bestehend aus Mitgliedern der Bildungsdirektion, der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) und der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Wien - eingesetzt worden, „die mit Hochdruck daran arbeitet, die Geschehnisse an der betroffenen Schule aufzuklären“, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme.
Keine Kenntnis von möglichen Mittätern
Von zwei möglichen Mittätern des Pädagogen, gegen die eine Opfer-Anwältin am Montag bei der Staatsanwaltschaft Wien eine Sachverhaltsdarstellung wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses eingebracht hatte, habe man bis dahin nichts gewusst. „Im Oktober 2021 wurde der Bildungsdirektion für Wien von der Staatsanwaltschaft auf Anfrage mitgeteilt, dass keine Anhaltspunkte für die Existenz von Mittätern vorliegen“, präzisierte eine Sprecherin.
Im Oktober 2021 wurde der Bildungsdirektion für Wien von der Staatsanwaltschaft (...) mitgeteilt, dass keine Anhaltspunkte für die Existenz von Mittätern vorliegen.
Sprecherin der Bildungsdirektion
„Die neuesten Erkenntnisse haben alle, die sich täglich für das Wohl und die Entwicklung der Kinder dieser Stadt einsetzen, tief betroffen gemacht“, betonte die Bildungsdirektion in ihrer Stellungnahme. Und weiter: „Das muss und wird schonungslos aufgearbeitet werden.“ Vorschnelle Schuldzuweisungen wären weder der raschen Aufklärung noch der konsequenten Aufarbeitung der Geschehnisse an der betroffenen Schule dienlich.
Briefe an ehemalige Schüler verschickt
Nach jüngsten Medienberichten über die sich ausweitenden Missbrauchsvorwürfe verschickt die Bildungsdirektion nun Briefe an ehemalige Schüler der Jahrgänge bis 1996 - dem Jahr, seit dem der Sportlehrer dort beruflich tätig war. Die Untersuchungen der Kommission wurden ausgeweitet, außerdem hat am Freitag auch die Bildungsdirektion zwei Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft übermittelt.
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