Pachtvertrag gekündigt

Trauriges Ende einer Hüttenwirt-Ära im Maltatal!

Otmar, Jeremy, Julia und David sind auf der Gießener Hütte aufgewachsen. Gestern, Freitag, mussten sie nach 101 Jahren die Hüttenschlüssel an die Sektion Gießen zurückgeben.

(Bild: Wallner Hannes)

Einhundert und ein Jahre bewirtete die Maltataler Familie Baier Bergsteiger und Wanderer auf der Gießener Hütte, jetzt kündigte der Deutsche Alpenverein den Pachtvertrag.

Die Wolken hängen tief in der Ankogel-Gruppe. Rund um die Hütte liegt in 2215 Meter Höhe bereits der erste Schnee. Die Stimmung bei Julia Baier ist getrübt. Neun Jahre hatte sie die Schutzhütte geführt, war einst jüngste Hüttenwirtin Österreichs und ist mit ihren Brüdern David und Jeremy hier quasi aufgewachsen. Julias Vater Otmar hatte davor 19 Jahre die Gießener Hütte bewirtschaftet, wie seine Mutter und seine Großmutter zuvor. 101 Jahre Familiengeschichte sind mit der Hütte und den Bergen rundherum verbunden.

Die letzten privaten Sachen wurden Freitag von Familie Baier von der Schutzhütte ins Tal gebracht. Für die Familie war dies eine höchst emotionale Angelegenheit, während die Sektion Gießen des Deutschen Alpenvereins bereits einen neuen Pächter für ihre Gießener Hütte sucht.

(Bild: Wallner Hannes)

Ende nach 100-Jahr-Jubiläum
Julia: „Mein Großvater hat den Weg zur Hochalmspitze gemacht und mein Vater hat vielen Bergsteigern und Wanderern geholfen, die in Notsituationen geraten waren.“ Nachdem im Vorjahr das 100-Jahr-Familien-Jubiläum gefeiert wurde, endet nun plötzlich diese Ära. „Der neue Vorstand der Sektion Gießen hat unseren Vertrag gekündigt“, so Julia. Begründet wird diese unerwartete Maßnahme mit Beschwerden von Gästen über Service und Umgangston in der Hütte.

Erinnerungsfoto: Wirt und Bergführer Otmar Baier mit Tochter Julia auf dem Arm.

(Bild: Wallner Hannes)

Von Kündigung überrascht
„Das Verhältnis zwischen der Sektion und der Familie Baier ist immer schlechter geworden“, so Maltas Bürgermeister Klaus Rüscher. Unterstützen will er die Maltataler Familie dennoch nicht: „Das ist eine Angelegenheit zwischen Verpächter und Pächter.“ Die betroffene Hüttenwirtin versteht die überraschende Kündigung nicht: „Mir hat man nie einen Grund genannt, ich habe auch keine Fehler gemacht.“

Ein trauriges Ende
Die Familie Baier hat deshalb wegen Rufschädigung durch die Sektion Gießen des Deutschen Alpenvereins den Fall bereits an einen Anwalt übergeben. Ein trauriges Ende einer einzigartigen Hüttenwirt-Ära.