Es kommt noch dicker!

Experte: Teuerung trifft Menschen erst 2023 voll

Österreich
30.08.2022 06:38

Bereits jetzt stöhnen die privaten Haushalte unter den stark steigenden Preisen, aber es kommt noch dicker, warnt jetzt der Beschaffungsexperte Wolfgang Schnellbächer von der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG). „Die Preiserhöhungen, die wir auf der Produzentenseite sehen, sind bei weitem noch nicht auf der Konsumentenseite angekommen.“

Die Weitergabe der Teuerung an die Haushalte werde sich weit ins nächste Jahr hineinziehen, so Schnellbächer. Sie habe auch nicht erst mit dem Ukraine-Krieg begonnen, sagte der Experte im Gespräch mit der APA. „Bereits im Dezember hatten wir deutlich erhöhte Inflationszahlen, die wurden durch die Knappheit aufgrund des Ukraine-Krieges noch weiter verschärft.“

Produzenten-Inflationsindex um 30% gestiegen
Weil die Informationsweitergabe auf der Produzentenseite nicht optimal sei und es die Manager auch nicht gewöhnt seien, mit solchen Situationen umzugehen, würden die Kostensteigerungen erst nach und nach weitergegeben. Der Produzenten-Inflationsindex sei um die 30 Prozent gestiegen, auf der Konsumentenseite gebe es Teuerungsrate zwischen acht und zehn Prozent.

Das Problem im Unternehmensbereich sei, „dass der Einkauf nicht mit dem Vertrieb spricht. Das ist ein Muskel, der bisher gar nicht genutzt wurde.“ Nun würden in den verschiedensten Branchen, vom Maschinen- und Motorenbau bis zu Baustoffen, die Preise noch einmal erhöht. „Ich habe in den letzten Wochen mit 43 Unternehmen gesprochen: Alle, bis auf eines, wollen die Preise erhöhen.“ Diese Preiserhöhungen würden sich noch einmal in einer erhöhten Inflation widerspiegeln.

„Lohnforderungen werden Unternehmen erst noch treffen“
Auch bei den Lohnverhandlungen müssten sich die Akteure erst an die neuen Spielregeln gewöhnen. „Da werden zukünftige Inflationen bereits eingepreist und in die Forderungen proaktiv hineingetragen. Das ist etwas, was man so noch gar nicht kennt und das die Spirale weiter anheizt.“ Bei den von Unternehmen zugekauften Dienstleistungen, etwa IT-Services, haben die Teuerung bisher noch am wenigsten zugeschlagen, hier gebe es noch Nachholbedarf. Diese weitere, durch erhöhte Lohnforderungen entstehende Teuerungswelle werde die Unternehmen erst noch treffen.

Schnellbächer geht davon aus, dass sich die verzögerte Weitergabe der Kostensteigerungen noch weit ins nächste Jahr hineinziehen wird. „Wir sehen immer noch Schreiben von Produzenten an andere Produzenten, in denen quasi steht: ‘Wir müssen die Preise erhöhen, wir wissen aber noch nicht um wie viel.‘“

Dass die gestörten Lieferketten nur sehr langsam wieder ins Gleichgewicht kommen, liege an ihrer hohen Komplexität. „Wir arbeiten mit derart komplexen Systemen, wo die Teilnehmer sich oft gar nicht mehr kennen.“ Rufen nach Verstaatlichungen, weil der Markt versagt habe, kann Schnellbächer nichts abgewinnen. „Das könnte kein Staat organisieren. Ja wir haben diese Imbalancen, aber es funktioniert noch erstaunlich gut.“

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