MFG-Chef im Interview

„Mache Politik, weil man uns die Freiheit nahm“

Oberösterreich
12.08.2022 11:35

Eine Welle der Corona-Maßnahmenkritik hat Joachim Aigner (46), Chef einer Steuerberatungskanzlei mit neun Mitarbeitern in Schildorn im Innviertel, im Herbst 2021 überraschend mit zwei Mitstreitern (Dagmar Häusler und Manuel Krautgartner) in den Landtag gebracht. Wer ist der Landesparteiobmann der MFG, was treibt ihn an? Und was kann die Newcomer-Fraktion im Landtag überhaupt bewirken? Ein „Krone“-Sommergespräch mit einem überraschend vernünftigen „Rebellen“, oben am Pöstlingberg in der coolen Hartlauer Fotogalerie.

„OÖ Krone“: Außerhalb Ihrer Bubble beim Messenger-Dienst Telegram und in der MFG kennt Sie kaum jemand. Warum geht ein solider Steuerberater mit späten 45, nun 46 Jahren plötzlich in die Politik?
Joachim Aigner: Eine gute Frage! Ich habe immer gesagt, das Einzige, was ich in meinem Leben nie machen werde, ist Politik. Dann ist aber was passiert. Und zwar ist aus dieser latenten Unzufriedenheit, die ich immer schon gespürt habe über die Politik, eine ganz akute geworden. Auf den Punkt gebracht: Man hat uns die Freiheit genommen.

Sie reden jetzt von der Pandemie und den Gegenmaßnahmen ab März 2020. Gab es da ein Schlüsselerlebnis für Ihr Aufbegehren?
Ich bin ein sehr freiheitsliebender, geselliger Mensch. Und ich bin gesellschaftlich sehr gerne unterwegs. Aber da waren plötzlich die Gaststätten zu, beim Einkaufen gab’s Probleme. Man hat sich mit Verwandten, Freunden und in Vereinen nicht treffen dürfen.

Und die Bewegung, die dann im Frühling 2021 entstanden ist, mit dem Wort Freiheit im Namen, die MFG, hat Sie daher interessiert.
Ich habe mir gesagt: ,Ich muss etwas tun!‘ Ich muss meine Unzufriedenheit irgendwie kanalisieren. Und ich kann gut organisieren, gut improvisieren und Dinge aufbauen. Daher habe ich mich entschlossen, der Bewegung MFG beizutreten, weil dort die Gerechtigkeit und die Gleichbehandlung der Menschen im Vordergrund stehen. Und etwas zu tun, was ich nie wollte, nämlich Politik zu machen.

Sie haben sich ja eh ein Jahr Zeit gelassen dafür.
Das war berufsbedingt. Ich habe 2020 in der ersten Pandemie mit meiner Steuerberatungskanzlei einfach sehr viel Arbeit gehabt mit der Betreuung unserer Klein- und Mittelbetriebe. Die waren ja in Panik. Dann gab es viele Anträge für Covid-Hilfen abzuwickeln.

Und nun sind Sie - nebenberuflich - beim Politik-Start-Up MFG, das aus der Außensicht ein Hauptprodukt hat, nämlich die Aufsässigkeit gegen „die da oben“. Besteht da nicht die Gefahr, dass man sozusagen ein bloßes „One-Hit-Wonder“ wird und sehr an Bedeutung verliert, wenn die Pandemiemaßnahmen wieder vorbei sind?
Diese Gefahr würde natürlich bestehen, wenn man nur dies hätte. Aber wir haben schon im Wahlkampf vier Hauptthemen gehabt und jetzt sind wir gerade dabei ein MFG-Parteiprogramm mit 18 Punkten zu präsentieren, nach und nach auf unserer Homepage.

Und was glauben Sie denn, was Sie im Landtag als kleine Fraktion erreichen können?
Wir sind nicht mit dem Anspruch in den Landtag gekommen, dass wir in den nächsten sechs Jahren die Welt verändern werden. Aber wir können mitgestalten und hineinschauen in die Systeme, und wir bekommen doch mehr Informationen, als die Bürger draußen sonst die Möglichkeit haben. Auf diesen Erkenntnissen können und wollen wir aufbauen.

Die Pandemie ist noch immer da, und der Herbst wird wohl schwierig. Was sagen Sie? Braucht es doch harte Eindämmung samt Pflichtimpfung, oder sollten wir mit dem Virus leben lernen?
Versuchen, mit dem Virus zu leben, das ist die Antwort. Keine Maßnahmen, sondern Aufklärung und Eigenverantwortung der Menschen.

Wie halten es denn Sie persönlich mit der Eigenverantwortung?
Ich habe Anfang 2021, als es geheißen hat, es kommen die ersten Impfstoffe, mit meinem Arzt darüber geredet und entschieden, dass ich mich nicht impfen lasse. Ich bin selbst kein Risikofall, habe nicht häufig Kontakt mit Risikogruppen und bin auch nicht in Sorge vor einer schweren Erkrankung. Ich versuche, mich gesund zu ernähren, regelmäßig zu bewegen und frohen Mutes in die Zukunft zu blicken. Ich vertraue einfach darauf, dass ich eine Infektion so wie eine Grippe oder eine andere Infektionskrankheit gut überstehe. Und ich war auch nicht krank damit.

Neben Corona gibt es weitere Krisen, etwa die rasante Teuerung. Soll der Staat Betroffenen mehr helfen?
Es wird jetzt vorübergehend staatliche Hilfen brauchen, zumindest für rund 20 bis 25 Prozent der Menschen, das sind die Armen und Armutsgefährdeten. Der Staat kann aber nicht alles abfedern, für das ist er ja nicht da. Wichtig wäre eine steuerliche Entlastung der Arbeitskosten.

Aigners Aussagen zu weiteren aktuellen Themen sehen Sie im Video!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele