Theater-Stadtführung

Lebendige Geschichte aus der Alpenstadt Bludenz

Vorarlberg
12.08.2022 09:55

Anekdoten und Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten stehen im Rahmen der Theater-Stadtführung auf dem Programm.

Altbekanntes lässt sich noch bis Ende August in Bludenz neu entdecken. Bei der Theater-Stadtführung treffen Interessierte auf „historische“ Persönlichkeiten wie etwa Herzog Friedrich IV, auch genannt „Friedrich mit der leeren Tasche“. Nach seiner Ächtung auf dem Konzil von Konstanz floh er nach Tirol und machte Station in der Alpenstadt machte. Im Rahmen der Führung erfährt man auch weniger bekannte Details zu interessanten Gebäuden, die voller Geschichte und Geschichten stecken.

„Diese Art der Führungen vermitteln ein ganz besonderes Flair“, ist Wiebke Meyer, Geschäftsführerin der Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH, überzeugt. Das Konzept ist aus großen Städten wie beispielsweise Wien bekannt. Mithilfe von Darstellern wird ein Stück Geschichte zum Leben erweckt und auf unterhaltsame Weise an Interessierte vermittelt. In Bludenz hat man sich dazu entschlossen, das diesen Sommer auszuprobieren. Das Angebot werde gut angenommen. „Wir möchten in Zukunft diese Art von kreativen Führungen auf jeden Fall weiterentwickeln“, betont sie.

Fakten

Das Wappen von Bludenz zeigt ein schwarzes, steigendes Einhorn auf silbernem Schild auf dem eine Mauerkrone ruht. Das Fabelwesen gilt als die Verkörperung von unbändiger Kraft und jungfräulicher Reinheit. 1444 und 1491 brannte die Stadt mitsamt der Tore, der Burg (später auch Barockschloss) und der St. Laurentiuskirche nieder. Zwei weitere verheerende Brände wüteten im ausgehenden 17. Jahrhundert. 1872 erhielt die Stadt durch die Bahnstrecke Lindau-Bludenz ihren ersten Eisenbahnanschluss. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wirbt Bludenz mit dem Prädikat „Alpenstadt“.

Werdenberger bauten erste Burganlage
Die Ortschaft Bludenz wird im Jahr 830 erstmals urkundlich unter den Namensversionen „Pludono“ und „Pluteno“ erwähnt. Die Bezeichnungen sind wahrscheinlich vorrömischen Ursprungs und könnten indogermanische Wurzeln haben (pleud=fließen). 1265 erfolgte die Gründung der Stadt Bludenz durch die Werdenberger. Die Grafen erbauten eine Burganlage, an deren Stelle heute das Schloss Gayenhofen steht.

Vorbei am Nepomukbrunnen und dem neu renovierten Stadthaus geht es zur ersten Station. Hier trifft man auf Alois Negrelli, einen Baumeister aus Trentino, der wie viele andere seiner Landsleute in Vorarlberg Arbeit fand. Die Italiener betätigten sich in den heimischen Fabriken und wirkten unter anderem maßgeblich beim Ausbau der Arlbergbahn mit. Negrelli war Ingenieur und unter seiner Federführung entstanden im ganzen Land Straßen, Brücken und Eisenbahnstrecken. Mit dem Ausbau der Arlbergbahn ließ sich in der Alpenstadt eine große Zahl von Zuwanderern aus Trentino, dem damaligen „Welschtirol“ nieder. Der vornehmlich von ihnen bewohnte Stadtteil wurde bald als „welsches Viertel“ bezeichnet. Um 1900 war fast ein Fünftel der Bludenzer Einwohnerschaft italienischer Muttersprache.

Nach dem Treffen mit dem energiegeladenen Baumeister geht es über die Sturnengasse und an Hinterhöfen vorbei. Unterwegs begegnet man Grete Gulbransson. Die Schriftstellerin und Mundartdichterin wurde 1882 in Bludenz geboren, ihre Mutter Wanda Douglass war die Witwe des schottischen Adelsspross John Sholto Douglass. Margarethe wuchs als „Haldagreteli“ auf der sogenannten Halde auf. Nach dem Tod ihrer Eltern ließ sich die junge Frau in München nieder, wo sie schließlich den bereits verheirateten norwegischen Maler Olaf Gulbransson, kennen- und lieben lernte. Nach der Trennung verlegte sie ihren Lebensmittelpunkt Ende der 1920er-Jahre wieder nach Vorarlberg. Grete Gulbransson hat durch ihre zahlreichen Tagebuchaufzeichnungen ein lebendiges Bild des Alltags von anno dazumal erhalten. Auszüge davon werden vorgelesen. Hierzulande hat die Autorin und Dichterin vor allem durch die mehrfach wiederaufgelegte Familiensaga „Geliebte Schatten“ einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt.

Weiter geht es, entlang verwinkelter Gassen und unter den Stadtbögen hindurch wieder zum Nepomukbrunnen. Die Statue des Heiligen, die mit wohlwollendem Blick auf die Passanten herabblickt, stammt vom spätbarocken Bildhauer Johann Ladner aus dem Patznauntal. Als ihm auf der Wanderschaft von Deutschland nach Tirol das Geld ausging, blieb er einige Zeit in Bludenz, um sich durch den einen oder anderen Auftrag die Heimreise zu finanzieren.

Bei der Spitalskirche treffen die Teilnehmer der Stadtführung schließlich auf Herzog Friedrich „mit der leeren Tasche“. Er berichtet aufgebracht von seiner Flucht aus Konstanz. Nach der anschließenden Besichtigung der Kirche humpelt eine Aussätzige die Spitalgasse entlang und erzählt den Anwesenden vom beschwerlichen Alltag der Kranken, die in einem Siechenlager außerhalb der Stadt leben müssen.

Fakten

Typ: Stadtführung
Dauer: 1,5 Stunden
Wann: bis 26. August; jeweils freitags ab 17 Uhr
Ausgangspunkt: Tourismusbüro Bludenz
Kosten: 24 Euro pro Erwachsenem mit Gästekarte, 29 Euro pro Erwachsenem ohne Ermäßigung; ab vier Personen Gruppenführungen auf Anfrage möglich;
Anmeldung bis 16 Uhr am Vortag unter Telefon 05552/63621-790;
nach der Führung bieten sich diverse Einkehrmöglichkeiten von der Eisdiele über Café bis zum Restaurant in der Altstadt an

Anekdoten vom Heiligen Laurentius zum Ausklang
Den Abschluss der Führung bildet die St. Laurentiuskirche, die auf einer Anhöhe neben dem Schloss Gayenhofen steht. Die Ursprünge des Gotteshauses gehen bis auf das Jahr 806 zurück. Hier berichtet der Heilige Laurentius über die Entstehungsgeschichte des Gotteshauses und erzählt unterhaltsame Anekdoten aus der Neuzeit. So klingt der Rundgang durch Bludenz auf unterhaltsame Weise aus.

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