Schwer unter Druck

Keine Waren, Sprit: Erste Sozialmärkte schließen

Wien
20.06.2022 06:00

Lebensmittelengpässe und hohe Spritpreise setzen die Wiener Sozialmärkte schwer unter Druck. Der erste Betreiberverein ist bereits pleite und musste seine Verkaufsräume schließen. Die verbliebenen bangen um ihr Überleben.

Es ist ein Teufelskreis: Immer mehr Menschen sind auf das Angebot der Sozialmärkte angewiesen, weil sie sich einen Einkauf andernorts nicht mehr leisten können. Gleichzeitig geht den Einrichtungen selbst die Luft aus. Horrende Energiekosten, steigende Kraftstoffpreise und Lebensmittelknappheit bringen sämtliche SOMA-Märkte in große Schwierigkeiten.

Der Verein „Sozial-Shop“ schlitterte mit vier Filialen in Konkurs und musste die Rollläden herunterlassen. Im März noch hatte es einen großen Spendenaufruf in sozialen Medien gegeben. Vergeblich!

Auch Andrea Kotesovec steht das Wasser bis zum Hals. Seit sechs Jahren betreibt sie zwei „Allesverwerter“-Filialen, eine in der Herzgasse im 10. Wiener Bezirk und eine in der Possingergasse im 16. Bezirk. Bei ihr erhalten Kunden einen ganzen Einkaufskorb um lediglich acht Euro. Aber auch dieser lässt sich immer schwerer befüllen. „Besonders mangelt es derzeit an Waschmitteln“, erzählt die Betreiberin. Aber auch Öl, Zucker und Mehl fehlen in den Regalen.

Höhere Spritkosten durch weitere Spendenfahrten
Kotesovec holt die Sachen mit Lieferautos ab. Immer mehr Supermärkte muss sie nun abklappern. Das bedeutet längere Wege. „Früher habe ich für 100 Euro vollgetankt, jetzt zahle ich 170 Euro“, beklagt Kotesovec. Sie ist auf jede Unterstützung angewiesen, sonst muss auch „Allesverwerter“ die Pforten schließen.

„Wir würden uns sehr über Tankgutscheine freuen, die können einfach bei uns im Geschäft abgegeben werden, für zehn Euro können wir schon fünf Liter tanken“, so die 57-Jährige. Aber auch die Energiekosten seien eine große Belastung. „Aber die Kühlschränke können wir nicht abdrehen!“, so Kotesovec.

Auch für die Kunden hat die Krise bereits spürbare Auswirkungen: Bei der Lebensmittelausgabe der Volkshilfe Wien müssen jede Woche bis zu 100 bedürftige Menschen weggeschickt werden, weil die Pakete nicht mehr für alle ausreichen. Darunter sind auch viele Geflüchtete aus der Ukraine.

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