Historische Chance

Rückenwind für eine Unterflurlösung in Bregenz

Vorarlberg
29.05.2022 18:30

Die Chancen auf einen offenen Zugang zum See stehen so gut wie noch nie - nicht zuletzt deshalb, weil die Bregenzer ÖVP eine Unterflurtrasse mittlerweile ausdrücklich begrüßt.

Der Pfänder im Hintergrund, den See im Blick. Es gibt wohl keine Stadt in der Bodenseeregion, die schöner als Bregenz gelegen ist. Seit vielen Jahrzehnten ist die City allerdings durch Bahn und Straße von den Seeanlagen abgeschnitten. Der Traum, dieses offensichtliche Manko mittels einer Unterflurlösung aus der Welt zu schaffen, existiert schon lange, doch immer wieder zerschellte er an den biederen Realitäten: Zu teuer, zu aufwendig, kaum machbar, zu viele Player, die an Bord geholt werden müssten. Seit einiger Zeit bekommt die Vision aber Konturen, die Stimmen, welche eine Unterflurlösung als Spinnerei abtun, werden leiser. Als Bürgermeister Michael Ritsch vor knapp einem Jahr unter der Überschrift „Bregenz Mitte“ einen recht konkreten städtebaulichen Masterplan präsentierte, fielen die Reaktionen der politischen Mitbewerber - mit Ausnahme der Neos - noch sehr verhalten aus. Der Tenor: Eine nette Idee, über die man natürlich reden könne, allerdings seien noch etliche Fragen offen.

Speziell in Sachen Unterflurlösung hielt sich die Euphorie in Grenzen. So begrüßte etwa Michael Rauth, Klubobmann der Stadt-VP, die Idee, einen offenen Zugang zum See zu schaffen, schränkte zugleich allerdings ein: „Eine Unterflurlösung ist eine mögliche Variante, genauso müssen auch andere Lösungen geprüft werden.“ Seit einiger Zeit weht bei den Schwarzen aber ein ganz anderer Wind, eine unterirdische Bahntrasse wird ausdrücklich begrüßt. Insbesondere Stadträtin Veronika Marte ist sehr darum bemüht, in der Öffentlichkeit nicht als Bremsklotz, sondern vielmehr als ein Motor des Vorhabens wahrgenommen zu werden.

Betroffene Gemeinden bündeln Kräfte
Rückenwind für eine „große Lösung“ kommt auch von den Bürgermeistern jener Gemeinden, die ebenfalls von einer unterirdischen Bahntrasse betroffen wären. Erst jüngst haben die Ortschefs von Bregenz, Wolfurt, Lauterach, Lochau und Hörbranz die Interessensgemeinschaft „Unterirdischer Bahntrassenausbau im Großraum Bregenz“ (IGUB) aus der Taufe gehoben, um sicherzustellen, dass ihre Interessen beim Bahninfrastruktur-Ausbau in raum- und städteplanerischer Hinsicht ausreichend Berücksichtigung finden. Für Marte ist das weit mehr als nur ein symbolischer Akt: „Der Zusammenschluss der Bürgermeister lenkt das mutige Mobilitätsprojekt in eine neue Richtung. Die politischen Entscheidungsträger sollten nunmehr anerkennen, dass die Unterflurlegung der Bahntrasse keine ’Verschönerungsmaßnahme’ der Stadt Bregenz darstellt, sondern eine echte Zukunftschance für das gesamte nördliche Rheintal ist.“ Zusatz: „Wir appellieren daher an die Verantwortlichen im Land, beim Bund und bei den ÖBB, sich mit der Unterflurlösung ernsthaft zu befassen.“

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Der Zusammenschluss der Bürgermeister lenkt das mutige Mobilitätsprojekt in eine neue Richtung. Die politischen Entscheidungsträger sollten nunmehr anerkennen, dass die Unterflurlegung der Bahntrasse keine "Verschönerungsmaßnahme" der Stadt Bregenz darstellt, sondern eine echte Zukunftschance für das gesamte nördliche Rheintal ist.

Veronika Marte, VP-Stadträtin in Bregenz

Projekt mache auch wirtschaftlich Sinn
Marte betont zudem, dass eine leistungsfähige Schienenanbindung ans deutsche Bahnnetz für Vorarlberg auch volkswirtschaftlich von „entscheidender Bedeutung“ sei. Damit stellt sie indirekt auch ihren Parteifreunden in der Landesregierung die Rute ins Fenster, die das Thema in der Vergangenheit nun wahrlich nicht als „prima Causa“ behandelt haben.

Zusammengefasst: Die Chancen auf Unterflurlösung sind so hoch wie nie, zumal erstmals - zumindest in Bregenz und Umgebung - ein breiter politischer Konsens über die Sinnhaftigkeit des Projekts besteht. In einem nächsten Schritt müssten die anderen Player - allen voran die ÖBB - an Bord geholt werden. „Ziel ist nach wie vor, in den nächsten Rahmenplan der ÖBB aufgenommen zu werden“, legt Marte die Latte hoch. Bürgermeister Michael Ritsch wird sich über den Support freuen - er sollte allerdings aufpassen, dass sich Marte bei einem etwaigen Spatenstich nicht an ihm vorbeidrängelt.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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