Keine Salutschüsse werden die Hörbranzer Fronleichnamsschützen in diesem Jahr abgeben. Pfarrer Roland „Trenti“ Trentinaglia hat wegen des Ukrainekriegs einen Verzicht darauf eingefordert - mit teils sehr deutlichen Worten.
Gerade aus dem Urlaub in Übersee zurückgekehrt, staunte Christof Hagen, Hauptmann der Hörbranzer Fronleichnamsschützen, nicht schlecht: In seiner Abwesenheit hatten sich die Offiziere mit dem Hörbranzer Pfarrer Roland Trentinaglia darauf geeinigt, heuer wegen des Ukrainekriegs auf den Salutschuss zu verzichten.
„Es ist immer irgendwo Krieg. Aber dann machen wir das halt ausnahmsweise“, murrte Hagen. Den Beschluss wollte er nicht mehr in Frage stellen - immerhin sei ein Teil der Ukraine auch einmal Kronland von Österreich gewesen. Sein Plan für das kommende Jahr: „Da wird dann wieder aus allen Rohren geschossen!“
Beim Pfarrer dürfte er damit allerdings auf wenig Begeisterung stoßen, denn der 75-Jährige hat zum Thema Salutschüsse eine ganz eigene Meinung. „Schießen verbinden wir doch automatisch mit Krieg und Tod. Das ist doch kein Zeichen zur Ehre Gottes oder für den Frieden unter den Menschen“, erklärt der Priester.
Der Ukrainekrieg sei für ihn zwar kein willkommener, aber durchaus notwendiger Anlass gewesen, diese Aktion in Frage zu stellen - schließlich bräuchten Traditionen auch neue Inhalte, damit diese überleben. Für „Trenti“, wie er sich selbst nennt, ist Fronleichnam ein „kirchlich verbrämtes Gemeindefest“, zu dessen Gelingen über 500 Menschen betragen - und nicht eines für „ein paar verschrobene Typen, die das Schießen einmal im Jahr brauchen“.
Um die Schützen von seinen Anliegen zu überzeugen, appelliert der Pfarrer auch gerne an deren Männlichkeit. „Ich habe sie gefragt, ob sie den Schuss als Potenzverstärker brauchen. Und ich habe auch gefragt, ob sie vergessen haben, dass sie auf eine andere Art und Weise auch schießen könnten.“
Der 75-Jährige nimmt ungern ein Blatt vor den Mund. „Ich rede Deutsch, damit mich jeder versteht. Was mich stört, sage ich klipp und klar.“ Dazu gehöre im übrigen auch die „Bockbeinigkeit“ gewisser Vereine aus Hohenweiler und Möggers, die ein gemeinsames Fest des Pfarrverbands an Fronleichnam boykottiert hätten.
„Sie sind verhaftet in ihrem kleinen, engstirnigen Denken. Ihre Tradition lässt ein großes Miteinander gar nicht zu. Und das ist genau genommen sogar gegen die Botschaft Jesu“, mahnt der 75-Jährige zum fortschrittlicheren Denken. sos
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