Trauer um Legende

Willi Resetarits starb bei Unfall zu Hause

Adabei
25.04.2022 13:18

Ganz Österreich trauert: Viele Jahrzehnte lang hat Willi Resetarits alias „Ostbahn-Kurti“ die Kultur- und Musiklandschaft mitgeprägt und sich für Menschlichkeit und Integration engagiert. Sonntagfrüh verunglückte der Ausnahmekünstler, der noch am Samstag den Flüchtlingsball des Wiener Integrationshauses eröffnet hatte, im Alter von 73 Jahren. Er starb nach einem Sturz über eine Treppe in seinem Haus in Wien-Floridsdorf.

Der plötzliche Tod von Resetarits sorgt nicht nur in der Musikwelt für Bestürzung. „Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren“, trauerte Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter über den Künstler. Als Mitbegründer von SOS Mitmensch, Asyl in Not und des Integrationshauses habe er sich für die Ärmsten in der Gesellschaft eingesetzt. „Er gab ihnen Würde und Hoffnung. Für sein unermüdliches Wirken gilt ihm mein Dank“, schrieb Van der Bellen.

Erschüttert zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP): „Er hat mich durch meine Jugend begleitet und ich habe viele Konzerte besucht. Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben.“

„Ich weihe Willi einige Herzschläge des stillen Gedenkens. Er war mir Freund. Er hat mich zu Berührendem inspiriert. Seine Lieder klingen in mir umso intensiver nach“, zeigte sich Christian Kolonovits am Sonntag betroffen über den Tod von Resetarits.

Kirche und Caritas würdigen „Ostbahn Kurti“
Der plötzliche Tod von Willi Resetarits alias „Ostbahn-Kurti“ hat auch die katholische Kirche und die Caritas „tief betroffen“ gemacht. Mit ihm verliere „das Burgenland, die Volksgruppe der Burgenlandkroaten und ganz Österreich eine Stimme, die nicht nur unvergleichlichen Melodien, sondern auch den Benachteiligten und Entrechteten unserer Gesellschaft Gehör verschaffte“, wird der Eisenstädter Bischof Ägidius J. Zsifkovics von Kathpress zitiert.

Resetarits habe „in seiner facettenreichen musikalischen Karriere seinen Erfolg immer für sozial- und gesellschaftspolitische Projekte genützt“, so Zsifkovics. „Er blieb nicht, was schon viel gewesen wäre, der Musiker mit gesellschaftspolitischen Botschaften, sondern wirkte ganz konkret durch seine vielen sozialen Initiativen wie dem Wiener Integrationshaus.“

Caritas-Präsident Michael Landau und Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner äußerten sich ebenfalls. Resetarit‘s plötzlicher Unfalltod „hinterlässt eine schmerzliche Lücke und ist ein herber Verlust“, schrieb Landau. Das Ineinandergreifen von künstlerischem und sozialem Engagement habe viele Menschen ermutigt und inspiriert, sich für andere einzusetzen. Resetarits habe damit „sehr viel zu einem friedlichen und respektvollen Zusammenleben in unserem Land beigetragen“.

Schwertner schrieb „Oh nein. Der Kurtl ist nicht mehr“ und erinnerte sich an „unzählige und unvergessliche“ Konzerte von Resetarits, die er miterlebte. Wie unermüdlich sich der Verstorbene zeitlebens für Menschenrechte und Menschlichkeit einsetzte, „ist und bleibt vorbildlich. Er war ein echter Kämpfer für Menschlichkeit.“

Bestürzt über das plötzliche Ableben zeigte sich auch SOS Mitmensch: „Unser großer Dank gilt seiner beeindruckenden Schaffenskraft und seinem jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus. Er wird uns fehlen und er wird Österreich fehlen“, so die Menschenrechtsorganisation.

ÖVP-Volksgruppensprecher Nikolaus Berlakovich bezeichnete Willi Resetarits in einer Aussendung als „großen Burgenländer mit einem großen Herzen“. Er sei nicht nur „ein außergewöhnlicher Künstler“ gewesen, „sondern war als Burgenland-Kroate dem Burgenland zutiefst verbunden und hat sich immer für die Volksgruppen engagiert. Hervorzuheben ist insbesondere auch, dass er sich für Benachteiligte in der Gesellschaft und gegen Fremdenfeindlichkeit eingesetzt hat.“

Resetarits wurde am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren und wuchs wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren kam er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrock-Gruppe Schmetterlinge auf und machte bereits damals - etwa bei der Arena-Besetzung 1976 - mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam.

Mitte der 80er wurde schließlich gemeinsam mit dem Autor und Komponisten Günter „Trainer“ Brödl Resetarits‘ erfolgreichstes Alter-Ego geboren: Der Ostbahn-Kurti, der bald den Beinamen „Bruce Springsteen aus Favoriten“ - neben vielen anderen - erhielt.

„Unermüdlicher Einsatz für Menschenrechte“
Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums - allen voran mit Ernst Molden - widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musikern aus anderen Kulturen. Sein Engagement für Interkulturellen Dialog brachte ihm Auszeichnungen wie den „Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte“, den „Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage“ und den „Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage“. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum „Österreicher des Jahres“ gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.

Zahlreiche Konzerte waren geplant
„Wann die Musik vuabei is“, spielte Resetarits gern als letzte Nummer eines Konzerts, derer in diesem Frühjahr noch zahlreiche geplant gewesen waren. Zuletzt hatte er seine Teilnahme an den beiden Benefiz-Konzerten für die Ukraine am Heldenplatz und im Happel-Stadion wegen einer Corona-Infektion absagen müssen. 

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(Bild: kmm)



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