Die russische Botschaft in Wien hat sich „tief enttäuscht“ über ein Antikriegsgraffiti, das Unbekannte auf dem Zaun einer russisch-orthodoxen Kirche im niederösterreichischen Laa an der Thaya hinterlassen haben, gezeigt. Die mutmaßliche Sachbeschädigung mit roter Farbe bezieht sich auf zwei Betonpfeiler eines umgebenden Zauns. Der Schriftzug lässt sich nur schwer erkennen, die Botschaft hat die betreffende Stelle retuschiert. Zu erkennen sind die Worte „Putin“ und „Stop War“.
„Wir sind bis in die Tiefen der Seele über einen Vandalenakt in Bezug auf die orthodoxe Kirche in Laa an der Thaya vom 19. April 2022 empört, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu sowjetischen Kriegsgräbern befindet“, teilte die russische Botschaft am Dienstagabend mit. Man erachte diese „feige Aktion“ im Vorfeld des orthodoxen Osterfests als „besonders zynische Verachtung“ der Gefühle von Gläubigen und der Erinnerung an Rotarmisten, die ihr Leben für die Befreiung von Europa und Österreich vom Nazismus gegeben hätten.
Retusche verhindert wohl Ermittlungsverfahren
Man habe das Werk der Vandalen nicht bewerben wollen, begründete man die Nachbearbeitung. Die authentische Veröffentlichung des Fotos hätte freilich in Russland auch als „öffentliche Verbreitung von bewusst falschen Informationen über die Verwendung der russischen Streitkräfte im Ausland“ interpretiert werden und zu einem Ermittlungsverfahren gegen Botschaftsangehörige führen können. Seit einer Novelle des russischen Strafgesetzbuchs im März kann dieses Verbrechen mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden.
Kurze Zeit später zeigte sich die Botschaft zudem „tief enttäuscht“ darüber, dass russische Diplomaten von einer traditionellen Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des KZ Mauthausen ausgeladen worden waren. „Ungeachtet der Erwägungen der politischen Konjunktur im Westen sind wir tief enttäuscht über diese Entscheidung“, hieß es in der Erklärung. Man habe die Kultur der historischen Erinnerung in Österreich geschätzt.
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