Hildegard von Bingen

Fasten als Reinigung für Körper und Geist

Hildegard von Bingen-Expertin Brigitte Pregenzer

(Bild: Privat)

Brigitte Pregenzer aus Dornbirn gründete die Hildegardakademie und begleitet seit vielen Jahren Fastengruppen. Als Expertin auf diesem Gebiet gibt sie ihr Wissen auch in Büchern und Ratgebern weiter. Der „Krone“ hat sie mehr über die Faszination Hildegard von Bingen erzählt.

Viele Türen öffnen sich zu Hildegard von Bingen und ihrer Lebenslehre. Bei Brigitte Pregenzer war es einst ein Brotbackkurs: „Ich habe gemerkt, wie bekömmlich das Gebäck ist und wie wohltuend und nährend die Gewürze sind.“ Auch Bingens Fastenart konnte die Dornbirnerin auf Anhieb viel abgewinnen, denn es sei eine sanfte Art des Verzichts: „Man leidet keinen Mangel, weil man ja sein Dinkelbrot und die Suppe hat. Da die Gedanken nicht ständig um das Essen kreisen, kommt man mehr in den seelischen Bereich des Fastens.“ Bestärkt von den eigenen positiven Erfahrungen, war es Pregenzer ein Bedürfnis, die Lehre von Hildegard von Bingen in die Welt hinauszutragen.

Gewürze gehören zur Hildegardlehre dazu: Fenchelkörner, Flohsamen & Galgantwurzel. Der Birnbrei (hinten) sorgt für die Ableitung.

(Bild: MARKUS MAUTHE)

Die bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte wird noch heute in der römisch-katholischen Kirche als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters. Ihre Werke befassen sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. „Hildegard war eine Visionärin, die die Zusammenhänge erkannt und den Respekt vor der Natur gelehrt hat.“

Das Fasten hat seinen Ursprung in der Religion und ist bis heute eine Art „seelischer Frühjahrsputz“. Die positiven Aspekte des Fastens auf unseren Körper, etwa die Stärkung des Immunsystems, sind wissenschaftlich belegt. Gemäß Hildegard von Bingen sollte man sich ein bis zwei Mal im Jahr in Verzicht üben - bei einem ansonsten gemäßigten und freudvollen Leben.

Seelischer Frühjahrsputz
Noch ist etwas Zeit bis Ostern und das Frühjahr eignet sich hervorragend, um nicht nur Haus und Hof, sondern auch innerlich etwas aufzuräumen. Eine Fastenwoche nach Hildegard von Bingen reinigt nämlich Körper und Seele. „Wir leben das ganze Jahr im Überfluss, daher ist das Fasten eine wahre Wohltat“, erzählt Pregenzer.

Der sogenannte „Herzwein“ stabilisiert während des Fastens den Kreislauf.

(Bild: MARKUS MAUTHE)

Ihr Ratgeber „Die Hildegard-Fastenwoche“ bietet Hilfestellung und begleitet mit praktischen Impulsen und wertvollen Ritualen. Mit Einkaufslisten, Rezepten und konkreten Anleitungen werden auch Fastenanfänger sanft an die Materie herangeführt. „Das Fasten lädt dazu ein, inne zu halten, langsamer zu werden und nach innen zu horchen.“

Sinnvoll wäre es, während des Fastens den Alltag generell ruhiger zu gestalten. Man müsse dafür nicht gleich Urlaub nehmen, sollte sich aber bewusst Zeitinseln schaffen, damit der Geist zur Ruhe kommt, so Pregenzer. Sie empfiehlt weiters, gänzlich auf Handy, Tablet und Fernseher zu verzichten - ein digitales Detoxprogramm also. „Diese ständige Informationsflut wird unterschätzt, sie ist eine Belastung für Hirn und Nerven. Erst wenn wir ruhig werden und Stille einkehren kann, werden unsere Gedanken auch wieder klarer.“