Biobauer als Vordenker

„1996 haben alle über mein E-Auto gelacht“

Oberösterreich
19.03.2022 12:00

Vor rund 25 Jahren galt Josef Malzer nicht nur wegen seiner Fotovoltaikanlage als „Spinner“. Inzwischen wird der Oberösterreicher um seinen energieautarken Bio-Hof beneidet.

Ein Solarkocher aus Bier-Dosen, ein Elektroauto aus dem Jahr 1996, ein Traktor, der sich hinter dem Fahrersitz den Sprit aus Leindotter selbst presst - wer ein Leben ohne fremde Energiequellen für eine Utopie hält, der hat den Bio-Hof Malzer in Schlüßlberg noch nicht besucht. Seit mehr als drei Jahrzehnten lebt Josef Malzer mit seiner Familie auf dem 17 Hektar großen Anwesen energieautark.

Die Elektrogeräte werden vom Strom der 1995 installierten Fotovoltaikanlage betrieben. Zum Teil wird der erzeugte Öko-Strom auch ins Netz der Energieanbieter eingespeist. Ein Hausbrunnen liefert das Wasser. Erwärmt wird dieses mit Sonnenenergie. Eine Klimaanlage ersetzen Blumen und Pflanzen, dafür wird jedes freie Fleckerl genutzt. An Hitzetagen sorgt das für angenehme Frische.

Öko-Vordenker war ein „miserabler Schüler“
Wenn es draußen kalt ist, wird mit Holz aus dem eigenen Energiewald geheizt. „Bereits dreimal wurden binnen 25 Jahren die schnell wachsenden Weiden und Pappeln gerodet“, empfiehlt der Ökovordenker, Bäume zu pflanzen, wo es nur geht.

Als der gelernte landwirtschaftliche Facharbeiter, der - wie er selbst sagt - ein miserabler Schüler war und sich das enorme Wissen erst als Erwachsener angelesen hat, in den 1990er-Jahren auf erneuerbare Energieträger zu setzen begann, wurde er noch belächelt. „Für mein E-Auto um rund 100.000 Schilling (umgerechnet sind das rund 7000 Euro, Anm.) haben mich viele ausgelacht. Es fährt noch immer und hat eine Reichweite von 60 Kilometern. An der Kreuzung lasse ich mit dem dreirädrigen Leichtfahrzeug noch immer jedes Auto stehen“, ist Malzer auf den City EL mit 3,5 PS stolz.

Nicht von Explosion der Energiepreise überrascht
Spätestens jetzt ist den Nörglern angesichts der explodierenden Energiepreise das Lachen vergangen. „Es war zu erwarten, dass die Preise bei fossilen Energieträgern irgendwann stark in die Höhe schießen werden. In der nächsten Zeit wird’s ein Hin und Her bei den Kosten geben“, prophezeit der 72-jährige Vordenker.

Er zieht aus der Krise aber auch positive Schlüsse: „Vielleicht hat es sie gebraucht, damit das Interesse an PV-Anlagen endlich steigt“, nervt Malzer die Debatte über die Amortisation. „Man fragt sich ja auch nicht, ob sich ein Bett auszahlt und wie lange man drinnen liegen müsste. Entweder man ist von etwas überzeugt oder eben nicht“, so der Tüftler.

Als Zwölfjähriger Anlage für Warmwasser erfunden
Seinen Erfindergeist erkannte er schon früh. Als Zwölfjähriger baute er eine Warmwasser-Anlage: „Der Misthaufen war immer warm. Deshalb habe ich einfach den Wasserschlauch hineingelegt und so Wasser gewärmt. Früher war ein Schlauch aber etwas Besonderes. Deshalb war mein Vater von meiner Erfindung wenig begeistert, erst recht, nachdem ich den Schlauch mit der Mistgabel durchlöchert hatte“, erinnert sich Malzer.

Nicht vergessen wird er auch seinen 50. Geburtstag. Freunde schenkten ihm einen riesigen Solarkocher. Gattin Erika nutzt ihn regelmäßig. „Das Kochen der Kartoffeln geht gleich schnell wie auf einem Herd“, erklärt der fünffache Großvater, der den Hof an Sohn Thomas überschrieben hat.

Noch lange nicht abgeschrieben hat er seine Leidenschaft für erneuerbare Energie. In Kürze möchte er wieder die bekannten Energiestammtische abhalten. Auch das ist Teil seiner unermüdlichen Überzeugungsarbeit für die natürliche Kreislaufwirtschaft.

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