klimadashboard.at

„Seit 1990 haben sich Emissionen nicht verändert“

Österreich
16.02.2022 12:36

Bei Aktivismus denken die meisten wohl an Protestzüge und Kundgebungen. Sonntägliche Treffen, bei denen drei kluge Köpfe emsig eine Website gestalten, gelten hingegen gemeinhin eher nicht als aktivistisch. Der Physiker Johannes Stangl sieht das ein wenig anders: „Aktivismus kann ein sehr breiter Begriff sein“, sagt er. „Man setzt sich für etwas ein, das einem wichtig ist“. Und so verbrachte er ein Jahr lang seine Sonntage mit zwei Kollegen, die er bei „Fridays for Future“ kennengelernt hat: Adrian Hiss, Neurobiologe, und David Jablonski, Webdesigner. Entstanden ist klimadashboard.at, eine Seite, die einen Überblick über die wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten zum Fortschritt der Klimakrise bieten soll.

„In der Pandemie hat sich schnell erwiesen, dass es gut ist, sich auf wichtige Indikatoren zu verständigen, die wir im Auge behalten: die Infektionszahlen etwa oder die Sieben-Tages-Inzidenz. So kam uns die Idee, etwas Ähnliches für die Klimakrise zu schaffen: Indikatoren, die alle im Kopf haben sollten, um zu verstehen, wohin die Reise geht“, erzählt Stangl bei „Nachgefragt“ im Gespräch mit Damita Pressl.

Kein Fortschritt seit 1990
Am wichtigsten dabei ist die Emissionskurve: Sie zeigt den Ausstoß von Treibhausgasen in Österreich im Laufe der Jahre. „Diese Zahlen werden zwar jährlich veröffentlicht, aber der gesamte Verlauf wird selten abgebildet. Seit 1990 haben sich die Emissionen in Österreich nicht verändert - wir stagnieren auf einem hohen Niveau und haben es im Gegensatz zu vielen anderen Ländern nicht geschafft, unsere Emissionen zu senken“, beklagt Stangl. „Österreich ruht sich sehr auf vergangenen Erfolgen aus. Wir haben noch einiges zu tun, etwa im Verkehrssektor, wo seit 1990 die Emissionen um 70% gestiegen sind. Das ist eines der größten Probleme in Österreich: Wie schaffen wir es, den Verkehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verlagern?“

Nachholbedarf haben wir aber auch beim Heizen. „Wir haben sehr viele Gas- und Ölheizungen - etwa 900.000, die Hälfte davon in Wien. Das muss in den nächsten 15 Jahren alles raus. Wenn wir das Ziel erreichen wollen, müssten wir 100 Gasheizungen am Tag tauschen - auch an Feiertagen, auch zu Weihnachten.“ Die Herausforderungen sind je nach Bundesland andere, in Oberösterreich etwa ist es die Industrie, in Wien der Verkehr.

„Diese Zahlen möchten wir möglichst breit in die Bevölkerung bringen“, sagt Stangl, „wir möchten das Wissen, das wir durch unsere Ausbildungen erlangt haben, anderen Leuten zugänglich machen. Oft wird über Klimaschutz sehr schwammig gesprochen. Was langfristig zur Lösung führt, ist nicht bekannt. Das Klimadashboard soll hier ein Werkzeug zum Fact-Check sein.“

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