Corona-positiv

Schöffmann hat Gefühl, „sie wollen uns loswerden“

Olympia
11.02.2022 17:34

Österreichs olympische Parallel-Snowboarder sind am Donnerstag von den Winterspielen in China abgereist, bis auf Sabine Schöffmann. Sie hatte am Freitag einen Tag mehr in ihrem eigenen Kalender zu zählen. „Tag fünf seit ich im Quarantäne-Zimmer bin“, sagte die Kärntnerin am Freitag im Gespräch. Corona-positiv war sie am Montag, am Tag vor ihrem geplanten Rennen dorthin gekommen und verpasste ihren olympischen Auftritt wie schon 2018. Zudem habe die 29-Jährige das Gefühl „man wolle uns loswerden“.

„Mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich halte mich ganz gut. Es ist schon bald eine Woche her, dass es so unsicher war“, erzählte Schöffmann und meinte die damals bei ihr gesunkenen Ct-Werte. Immer in der Früh werden die PCR-Tests genommen, die Ergebnisse kommen am Nachmittag. Wahrscheinlich habe sie sich am Donnerstag vergangener Woche bei der Anreise angesteckt, zwei Tage danach sei sie „suspekt“ gewesen.

Sabine Schöffmann: Aus ihrem Peking-Abenteuer wird leider nichts. (Bild: GEPA pictures)
Sabine Schöffmann: Aus ihrem Peking-Abenteuer wird leider nichts.

In Österreich wäre Schöffmann bereits negativ
Schöffmann findet das Hotelpersonal sehr nett, nennt die Personen „White Buddies“. „Man hat auch das Gefühl, dass sie uns da loswerden wollen. Sie wollen uns nichts Ungutes.“ Noch fehlen der ÖSV-Athletin die beiden negativen Tests, die Ct-Werte lagen zuletzt von 33 bis 35. In Österreich wäre sie da negativ, in China aber erst über 35.

Noch wartet sie auf den ersten zweier negativer Tests, mit denen sie aus dem Wanlong Paradise Resort im Skigebiet von Chongli kann. Dann soll es direkt zum Flughafen und heim nach Kärnten gehen, wo ihr Lebensgefährte Alexander Payer schon eingetroffen ist. Die Olympia-Rennen der Männer und Frauen habe sie aus der Quarantäne heraus live gesehen, ebenso wie jene vor vier Jahren in Pyeongchang, als sie mit schweren Blessuren daheimbleiben hatte müssen.

(Bild: FIS/Miha Matavz)

Schöffmann war für Einsatz immer bereit
Diesmal hat es nicht über die TV-Übertragung funktioniert, sondern bei schlechtem und erst am Donnerstag in ihrem Quartier verbesserten Internet über das Mitfilmen einer Freundin. „Natürlich habe ich Alex zu unterstützen versucht, was gegangen ist. Es war für ihn extrem schwierig“, zeigte Schöffmann Hochachtung vor der Leistung ihres achtplatzierten, mental mitbelasteten Herzblattes. „Wenn man in so einer Situation das abrufen kann, ist das echt cool.“

Die Zeit mit Tests im Halbtages-Rhythmus von Samstag bis Montag sei ein Auf und Ab gewesen - mal war der Wert besser, dann wieder schlechter. „Dadurch war ich aber ein bisschen in der Anspannung, weil man versucht, dass man ready ist“, erklärte die 29-Jährige, dass sie mental immer auf einen Renneinsatz vorbereitet war, vorbereitet sein musste. „Bis Montagmittag habe ich so die Spannung gehalten. Dadurch habe ich die volle Enttäuschung nicht zugelassen.“

Sabine Schöffmann (Bild: APA/FIS/ATSUSHI TOMURA)
Sabine Schöffmann

„Schön, dass man dann weiß, dass man nicht ganz alleine ist“
Beim Abtransport mit dem Krankenwagen mit dem Quarantäne-Hotel sei sie hinten auf der Bank gesessen und ihre Tasche auf der Trage gelegen, statt wie man annehmen könnte umgekehrt. „Das war eine schräge Situation.“ Sie habe versucht, emotional stabil zu bleiben. Schöffmann: „Wenn ich gegen eine Wand renne, bringt es mir nichts. Ich versuche, die Emotionen nicht so zuzulassen, sobald ich da ganz alleine sitze. Es funktioniert eigentlich ganz gut.“

Sie habe auch einige positive Dinge gefunden, an denen sie sich festhalten könne. „Ich nehme jeden Halm, den ich finden kann. Kleinigkeiten, die mich zum Grinsen bringen.“ Das könne das Funktionieren einer Essensbestellung sein oder Nachrichten, die sie etappenweise beantworte. Draußen über den Hotelgang höre Schöffmann auch manchmal Stimmen anderer Quarantäne-Gäste. „Das ist irgendwie ganz schön, dass man dann weiß, dass man nicht ganz alleine ist.“

Auf der Gerlitzen wurde ein ähnlicher Kurs vor dem Bewerb trainiert. (Bild: zVg)
Auf der Gerlitzen wurde ein ähnlicher Kurs vor dem Bewerb trainiert.

Payer wartet daheim
Der Kommunikationsweg beim Essenbestellen sei am Anfang schwierig gewesen. Mit einem Übersetzungsprogramm werde per Handy von Chinesisch auf Englisch und umgekehrt übersetzt. Ihr Wunsch nach Eiern etwa sei übererfüllt worden. „Am Abend habe ich sechs Eier bekommen, dann in der Früh zwölf, und zu Mittag vier - vielleicht steigt ja der Ct-Wert wie der Cholesterin-Wert. Aber ich habe es nicht darauf angelegt und es nicht gegessen“, meinte sie lachend.

Letztlich habe sie sich Fotos von Speisen aus dem Olympischen Dorf organisiert. „Seither funktioniert das mit dem Bestellen besser.“ Ob sie noch einen Olympia-Anlauf nehmen wird, sei für die vierfache Siegerin von Weltcup-Einzelrennen offen. „Solange es mir taugt und es möglich ist, werde ich weiterfahren. Aber ich mache es jetzt nicht von irgendeinem Bewerb abhängig. Mein Traum vom Heim-Weltcup (Simonhöhe, Anm.) hat sich heuer erfüllt. Dass wir (Teambewerb mit Payer) da auch noch gewonnen haben, war genial.“ Nun geht es aber zunächst ums Heimkommen, Payer wartet daheim in Klagenfurt.

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