Olympiasieger Ortlieb

„Mir war völlig klar, dass das eine Medaille wird“

Vorarlberg
09.02.2022 09:55

Am 9. Februar 1992, vor exakt 30 Jahren, raste der Vorarlberger Patrick Ortlieb bei den Olympischen Spielen von Albertville zu Abfahrtsgold. Der heutige ÖSV-Finanzreferent erinnert sich im „Krone“-Gespräch an seine Triumphfahrt mit Startnummer eins und verrät, weshalb er schon bei der Zieldurchfahrt wusste, dass ihm auf der „Face de Bellevarde“-Piste von Val d‘Isere ein echter Coup gelungen war.

„Mir war schon beim Fahren vollkommen klar, dass es für eine Medaille reichen wird“, erinnert sich der heute 54-jährige Lecher Patrick Ortlieb an den 9. Februar 1992, als er in der Olympiaabfahrt in Val d‘Isere mit Startnummer in 1:50.37 Minuten eins zu Gold raste. 

„So bin ich ja auch schon durchs Ziel gefahren! Da habe ich die Faust geballt und mir gedacht, dass es genauso gelaufen ist, wie ich mir meine Fahrt vorgenommen hatte“, verrät Ortlieb. „Ich hatte alles runtergebracht, ohne Wenn und Aber. Es stimmte auch die Zeit, da sie doch um eine Sekunde schneller war als am Tag davor im Training bei - komplett identen Verhältnissen.“

Dennoch war das Zittern im Zielraum nicht ohne. „Meine Fahrt hat manche meiner Mitbewerber allerdings zu Fehlern getrieben. Die hatten schon gesehen, dass ich da nochmals etwas drauflegen konnte und sie glaubten, sie müssen auch noch eine etwas engere Linie wählen“, lächelt Ortlieb. Was die Konkurrenz nicht wusste: „Ich habe diese Sekunde nicht nur die engere Linie, sondern durch eine material-taktische Entscheidung herausgeholt.“ Nachsatz: „Im Nachhinein ist immer leicht reden, aber wenn das nicht aufgegangen wäre, hätte man mich wahrscheinlich ausgelacht.“

An das, was nach dem Rennen - das der Vorarlberger am Ende 0,05 Sekunden vor dem Franzosen Franck Piccard und zehn Hundertstel vor dem Tiroler Günther Mader gewinnen konnte - los war, erinnert sich Ortlieb nur teilweise. „Zu dem Zeitpunkt, wo du ein Rennen gewinnst, stehst du so unter Strom und bist so voll mit Adrenalin. Da nimmst du das Ganze gar nicht so wahr. Du fährst runter, machst ein Super-Rennen und gewinnst“, erzählt der Arlberger. „Es kommt dir aber nicht vor wie ein anderes Rennen. Du denkst dir, das war ja easy, das mache ich jedes Mal wieder, wenn es darauf ankommt. Aber wenn man das nüchtern betrachtet und weiß, wie komplex der Sport ist und auch damals schon war - was das Material, die Bedingungen, den Wind, etc. angeht - dann muss man sagen, dass es ja nicht nur an einem selbst liegt. Ich habe das dann ja auch zwei Jahre später bei den Spielen in Lillehammer ganz anders erlebt. Darum muss man dankbar sein, dass an diesem einen Tag alles zusammengepasst hat.“

Der Medienrummel im Anschluss und die Siegerehrung blieben dem heutigen Hotelier und ÖSV-Finanzreferent in bester Erinnerung. „Das Medieninteresse war  riesengroß. Nicht nur jenes der österreichischen Medien, auch international war wahnsinnig viel los“, erinnert sich Ortlieb. „Das waren wunderschöne Erlebnisse, Momente, die sich in meinem Leben eingeprägt haben. Auch die Preisverteilung, die nach einem strengen Protokoll abläuft. Da spritzt du nicht mit einer Champagnerflasche durch die Gegend.“ 

Was hat jener Tag vor 30 Jahren im Leben des Patrick Ortlieb verändert? „Das Olympiagold bleibt hängen, ein Leben lang. Wenn du Weltmeister wirst, bist du gleich einmal Ex-Weltmeister. Den Ausdruck ,Ex-Olympiasieger‘ hörst du eigentlich nie...“

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