„Wackelige Situation“

Drosten: Nicht sicher, dass Omikron mild bleibt

Wissenschaft
22.01.2022 15:52

Die hochansteckende Omikron-Variante beschert uns Höchstwerte an Neuinfektionen - doch führt die Mutation zu weniger schweren Verläufen. Dass das auch so bleibt, darauf solle man sich laut dem deutschen Top-Virologen Christian Drosten nicht verlassen: „Es ist alles andere als sicher, dass das Omikron-Virus so, wie es jetzt ist, in diesem etwas abgemilderten Zustand, bleiben wird. Das ist im Moment eine sehr wackelige Situation“, erklärte er dem „Deutschlandfunk“. Das könnte vor allem für Ungeimpfte zum Problem werden.

Seit die Omikron-Variante grassiert, schießen die Infektionen in die Höhe - doch der Belag in Krankenhäusern und deren Intensivstationen steigt glücklicherweise nicht so schnell an. Doch das könnte sich schnell ändern. Es sei vorstellbar, dass künftig ein Virus entstehe, das die stärksten Eigenschaften der beiden aktuell dominantesten Varianten aufweise.

Diese oft als „Deltakron“ bezeichnete Mischform könne, einerseits das Spike-Protein des Omikron-Virus tragen, „um weiterhin diesen Immunvorteil zu genießen, aber den Rest des Genoms des Delta-Virus haben“, führt der Mediziner aus. „So etwas gibt es, das ist schon beschrieben worden, das muss man im Moment befürchten, dass so etwas passieren könnte.“

Ungeimpfte könnten von gefährlicheren Variante überrascht werden
Dass nach einer Durchseuchung der Bevölkerung durch Omikron eine allgemeine Immunität bestehe, darauf solle man sich nicht verlassen. „Es könnte sein, dass diejenigen, die noch gar keine Immunität haben, sich zwar mit dem Omikron-Virus, wie es jetzt im Moment ist, infizieren könnten - ohne einen sehr schweren Verlauf zu kriegen. Aber es könnte ebenfalls sein, dass innerhalb von wenigen Wochen plötzlich eine Omikron-Virusvariante da ist, die wieder eine stärker krankmachende Wirkung mitbringt. Gegen diese Wirkung hätten diejenigen, die nicht geimpft sind, dann gar keinen Immunschutz. Dagegen könnte man auch nicht so schnell animpfen.“

Auf längere Sicht sei es jedoch wahrscheinlich, dass es aufgrund einer hohen Grundimmunisierung keine verheerenden Corona-Wellen mehr gebe. „Die Krankheit wird milder werden. Beim Virus ist im Moment noch sehr viel Spiel an evolutionsbiologischem Zufall. Und es gibt Möglichkeiten in beide Richtungen, dass es noch mal wieder schwerer wird oder dass es sich sogar noch weiter abmildert.“

Virologe Keppler hält Bezeichnung „mild“ für „brandgefährlich“
Der Münchner Virologe Oliver Keppler meinte angesichts der hochansteckenden Variante: „Die häufig zu lesende Einordnung als ,mild‘ halte ich für brandgefährlich“. In den USA sehe man ein „monströses Infektionsgeschehen mit bis zu einer Million neuer Infektionsfälle am Tag“. Dort seien mehr Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern als jemals zuvor in der Pandemie. „Und auch die Todesfallzahlen nehmen in den letzten Wochen wieder deutlich zu. Das ist nun alles andere als ,mild‘“, so Keppler.

Untersuchungen aus Großbritannien und den USA würden zwar nahelegen, dass Omikron-Infektionen etwa zwei bis dreimal seltener zur Einweisung ins Krankenhaus führten als Delta-Infektionen. „Aber diese neue Variante erzeugt ja eine viel höhere Infektionsdynamik mit Neuinfektionszahlen, die zehn- bis zwanzigfach höher liegen als in der Delta-Welle zu einem vergleichbaren Zeitpunkt.“

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