An seinem 60. Geburtstag hätte Wieltschnig schon seinen Hut nehmen und sich in die Pension zurückziehen können. „Ich habe aber meinen Vorgesetzten beinahe angefleht, dass ich noch weitere fünf Jahre als Zugbegleiter bei den ÖBB tätig sein darf. Ich wollte genau 50 Jahre dabei sein!“, erzählt der Villacher, der seit seinem 15. Lebensjahr den ÖBB treu ist.
Im Laufe dieser fünf Jahrzehnte hat Wieltschnig einige Änderungen bei der Bahn mitmachen müssen. Der Schaffner erinnert sich: „In den ersten Zügen, die ich begleitet habe, gab es Holzbänke.
Um von einem Waggon in den anderen zu gelangen, mussten wir an die frische Luft – wie man es halt aus alten Filmen kennt. Heute ist alles anders – ein Luxus!
Otto Wieltschnig
Probleme hatte der Menschenfreund mit Passagieren kaum: „Unter Leuten fühle ich mich wohl, das haben die Fahrgäste gemerkt.“
Der Bahnmitarbeiter hat auch Aufregendes erlebt
„Einmal wollte eine Frau noch auf den Zug aufspringen, stürzte dabei aber. Ich zog die Notbremse und verhinderte damit Schlimmeres. Das sind die schönen Momente im Leben. Aus lauter Dankbarkeit hat mir die Frau damals 500 Schilling gegeben. “
Doch jetzt hieß es Abschied nehmen
Am 23. Dezember absolvierte Wieltschnig seine letzte Fahrt – und zwar eine ganz besondere: „Meine letzte Tour sollte meine Lieblingsroute sein, das hab’ ich mir gewünscht. Von Jesenice nach Schwarzach, Salzburg und wieder zurück“, erzählt er. „Es ist ein Nachtzug, mit dem bin ich am liebsten gefahren!“
Am Bahnhof in Villach angekommen, wurde der beliebte ÖBB-Mitarbeiter von zahlreichen Kollegen feierlich begrüßt. „Alles Gute für die Pension, Otto!“, verkündete eine Stimme über Lautsprecher. Den Ruhestand in vollen Zügen genießen, kommt für Wieltschnig aber nicht in Frage! „Ich kann mich nur schwer von meiner Arbeit trennen und werde deshalb als Taxifahrer meine Kollegen zu den Zügen bringen – so bleibt auch der Kontakt zwischen uns erhalten“, schmunzelt der Kärntner.
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