Mit Technik aus der Stadt fliegt zu Weihnachten das bisher größte Spiegelteleskop der Welt ins All.
„Wir werden noch tiefer und noch weiter als jemals zuvor in die Ursprünge des Universums vordringen“, lässt der für den Start verantwortliche Techniker Jean-Luc Voyer wissen. Den Countdown für den „Launch“ am 24. Dezember hat er bereits eingeleitet. Er wird um 11.20 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Guiana Space Centre in Südamerika erfolgen. Und das bedeutet auch für den Leiter des Instituts für Astrotechnik Manuel Güdel einen Höhepunkt wie vielleicht keinen zweiten in seinem Forscherleben.
Unsere Kamera wird Bilder von Planeten-Atmosphären aufnehmen und zur Erde senden, die in dieser Qualität noch nie aufgezeichnet wurden.
Professor Dr. Manuel Güdel, Astrophysiker der Universität Wien
21 Meter großer Schild schützt vor der Sonne
Denn der Wissenschaftler der Universität Wien war federführend an der Entwicklung des „James Webb Telescopes“ beteiligt. An Bord des Allflugobjekts (Durchmesser 6,5 Meter) sind nämlich gleich mehrere Instrumente wie Kameras und Spektrografen „made in Vienna“. „Sir James“ – wie das Riesending liebevoll genannt wird – soll mit der Austro-Technologie eine zehnjährige Reise von 1,5 Millionen Kilometern antreten. Diese Strecke ist etwa viermal so lang wie die Distanz von der Erde zum Mond.
Ein 21 Meter großer Schutzschild wird „Webb“ vor der Sonneneinstrahlung abschirmen. Güdel hat sich selbst in höhere Wissenschaftssphären katapultiert. Denn die Konstruktion erfolgte durch die NASA, die Canadian Space Agency und die europäische ESA, an deren Spitze der Tiroler Josef Aschbacher steht.
Das Wunderding des Wieners heißt übrigens MIRI, was für „Mid Infrared Instrument“ steht. „Es kann Wärmestrahlung von Gas und mikroskopisch kleinem Staub aufnehmen und ist damit das zentrale Instrument, um Chemie und feinste Moleküle im Universum zu untersuchen“, schildert der rot-weiß-rote Topforscher stolz.
Suche nach erdähnlichen Atmosphären im Weltall
Im Fokus steht dabei besonders die Erforschung von Exoplaneten und die sogenannten protoplanetaren Scheiben um junge Sterne. Letztere sind gigantische Gaswolken, die sich während der Entstehung eines Himmelskörpers formen und um diesen kreisen. Die Scheiben verschwinden nach einigen Millionen Jahren wieder und hinterlassen im Idealfall ein Planetensystem. Unterstützt wird auch die Suche nach den ersten Galaxien in den unendlichen Weiten des Alls.
„James Webb“ ist übrigens das Nachfolgemodell des 1990 gestarteten, weltberühmten Hubble-Teleskops. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde mit der Entwicklung des „Super-Spiegels“ begonnen. Manuel Güdel: „Ich bin stolz, an Bord dieser Expedition zu sein.“
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