"AAA" in Gefahr

Ratingagentur droht mit schlechter Note für US-Anleihen

Ausland
18.04.2011 16:50
Die Schuldenkrise droht nach Europa nun auch die USA zu erfassen. Die mächtige Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) warnte den weltgrößten Schuldner am Montag überraschend vor einem Entzug der Bonitäts-Bestnote "AAA", indem sie den Ausblick für die Bewertung der Kreditwürdigkeit auf "negativ" senkte.

An den Finanzmärkten schlug die Entscheidung hohe Wellen: Die Börsen beiderseits des Atlantiks gaben deutlich nach, der Dollar und US-Staatsanleihen verloren an Wert. Dagegen verteuerte sich Gold, das als sichere Anlage in Krisenzeiten gilt, auf einen Rekordwert von 1.490,30 Dollar (1.044 Euro).

"Mehr als zwei Jahre nach Beginn der aktuellen Krise haben sich die US-Politiker noch immer nicht geeinigt, wie sie den finanzpolitischen Abwärtstrend umkehren oder den langfristigen Finanzdruck angehen", begründete S&P die Entscheidung. Die Wahrscheinlichkeit eines Verlusts der Bestnote innerhalb von zwei Jahren bezifferte S&P auf mindestens ein Drittel.

Haushaltsdefizit im Vergleich zu groß
Die USA hätten im Vergleich zu anderen Ländern mit der Bestnote "AAA" - wie etwa Deutschland - sehr große Haushaltsdefizite, erklärte S&P. "Wie diese reduziert werden sollen, ist uns nicht klar."

Die US-Regierung antwortete mit scharfer Kritik auf die Drohung von S&P. "Der negative Ausblick unterschätzt die Fähigkeit der Führer Amerikas, gemeinsam die schwierigen finanzpolitischen Herausforderungen anzugehen, vor denen die Nation steht", erklärte Finanzstaatssekretärin Mary Miller. Die beiden großen politischen Lager stimmten darin überein, das Staatsdefizit zu senken.

Zwischen Demokraten und Republikanern besteht zwar grundsätzlich Einigkeit darüber, dass das ausufernde Defizit dringend reduziert werden muss. Allerdings hat der erbitterte Streit über die Schuldengrenze erst in den vergangenen Wochen erneut gezeigt, dass die Vorstellungen über das konkrete Vorgehen weit auseinanderliegen.

Anleihen-Investor sieht dringenden Handlungsbedarf
Der Chef des weltgrößten Anleihen-Investors Pimco, Mohamed El-Erian, sieht nun dringenden Handlungsbedarf für die Politik in Washington. "Diese neue Warnung, diesmal von S&P, unterstreicht die Notwendigkeit für die USA, ihr finanzpolitisches Schicksal stärker in die Hand zu nehmen, wenn sie höhere Kosten für die Kreditaufnahme vermeiden und ihre Rolle als Herzstück der Weltwirtschaft behalten wollen", betonte er. Die Allianz-Tochter hält insgesamt Wertpapiere im Volumen von 1,2 Billionen Dollar.

Wegen der Finanzkrise und der von ihr ausgelösten schwersten Rezession der Nachkriegszeit hat sich der Schuldenberg der USA auf mehr als 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöht. Die Neuverschuldung beläuft sich in diesem Jahr auf mehr als eine Billion Dollar und dürfte noch weiter steigen. Finanzminister Timothy Geithner hat den Kongress erst am Wochenende zu einer Erhöhung der Schuldengrenze von derzeit 14,3 Billionen Dollar aufgefordert.

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