Corona-Protest in OÖ

Blaue Basis lehnt sich gegen „Irrweg“ der FPÖ auf

Oberösterreich
23.11.2021 08:00
Sie bezeichnen Österreich als Diktatur, lehnen die Impfung und alle anderen Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung ab und mobilisieren teils gewaltbereite Demonstranten: Das militante Auftreten von FPÖ-Spitzenpolitikern in Sachen Corona geht jetzt offenbar sogar immer mehr Parteifunktionären zu weit. Tenor: Die Parteiführung habe sich völlig verrannt und die Nähe zum Volk verloren.

Seite an Seite tourten der Chef der Bundes-FPÖ, Herbert Kickl, und Oberösterreichs blaue Nummer eins, Manfred Haimbuchner, im Wahlkampf-Sommer durch das Land. Das zwischen die beiden kein Blatt Papier passt, bestätigt sich in der aktuellen Corona-Krise. Haimbuchner lässt den Koalitionspartner ÖVP in der Pandemiebekämpfung im Stich, untergräbt stattdessen alle Versuche – spät aber doch – die fatale Entwicklung zu bremsen.  Kickl tut dasselbe auf Bundesebene – in seiner ihm eigenen Rhetorik. Die Regierungsspitze handle in Bezug auf Lockdown und angekündigte Impfpflicht „faschistoid“, Österreich sei eine „Diktatur“. FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch assistiert: Die Regierung sei eine „schwarz-grüne Diktatur“.

Stammwähler wenden sich „mit Grausen“ ab
Nicht mehr nur Nicht-FPÖ-Anhänger wundern sich mittlerweile. Die Brachialmethoden der Parteispitze in Sachen Corona stoßen offenbar bei der blauen Basis immer mehr auf Ablehnung. In einem Schreiben an Haimbuchner und den blauen Landtagsklub (das der „Krone“ vorliegt) distanziert sich ein langjähriger FPÖ-Gemeindefunktionär vom „Kickl-Wahn“. Wie viele geimpfte FPÖ-Wähler sich „mit Grausen abwenden“, sei der Partei offenbar nicht bekannt. Er frage sich, „ob nach 36 Jahren Mitgliedschaft die Zeit der Scheidung gekommen ist“, überlegt der Funktionär einen Austritt aus der Partei. Er sei mit seiner Ansicht nicht alleine: „Zwei Drittel unserer Ortsgruppe sind gegen die Corona-Linie der Parteiführung“, sagt er im „Krone“-Gespräch.

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Mir kommt vor, dass Teile der FPÖ-Führung nicht mehr beim Volk sind. Wenn ich richtig rechne, müssten wir bei der LT-Wahl mit den ganzen Impfgegner 40 Prozent erreicht haben. Wie viele FPÖ-Wähler sich von dem Kickl-Wahn mit Grausen abwenden ist der FPÖ anscheinend nicht bekannt.

Ein Ausschnitt aus dem Brief an Haimbuchner und die Landespartei

Er sei geimpft – auch deswegen, um nach dem Lockdown am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können, sich „über den Irrweg der Freiheitlichen zu rechtfertigen und Wähler bei der Stange zu halten“. Eine Antwort auf seinen Brief hat der Funktionär von der Landespartei erhalten. Dass sie an ihrer Haltung etwas ändern werde, „davon steht leider nix drinnen“.

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