Mutige Politikerin

Gehörlose Jarmer mit Buch “Schreien nützt nichts”

Österreich
09.04.2011 16:37
Helene Jarmer ist seit 2009 Behindertensprecherin der Grünen und die erste gehörlose Abgeordnete in einem deutschsprachigen Parlament. Wie es dazu kam, erzählt sie in ihrem sehr persönlich gehaltenen Buch mit dem Titel "Schreien nützt nichts", das sie am Freitagabend in Wien präsentierte. krone.tv war dabei.

Autobiografien schreiben andere erst im Pensionsalter, Jarmer tut es schon mit 39 - und sie gewährt Einblicke in Aspekte ihres Lebens, die nicht jeder politische Akteur öffentlich auszubreiten bereit wäre. Warum sie das tut, beschreibt sie gleich zu Beginn. "Weil ich Ihnen meine Welt der Gehörlosigkeit zeigen möchte, da sie beispielhaft ist für das Leben so vieler behinderter Menschen in unserer Gesellschaft."

Trotz vieler Hürden nie aufgegeben
Jarmer wurde als Tochter gehörloser Eltern in Wien geboren, sie selbst verlor im Alter von zwei Jahren bei einem Unfall das Gehör. Trotz vieler Hürden schaffte sie die Matura an einer HTL, studierte Sonder- und Heilpädagogik, unterrichtete an der Universität und an einer Gehörlosenschule und war Präsidentin des Gehörlosenbundes. Erste politische Schritte machte sie beim Liberalen Forum, dann wechselte sie zu den Grünen.

Das Anliegen der Behindertensprecherin sind die Rechte, aber auch die Akzeptanz von Menschen mit Behinderung. Ihr "Plädoyer für ein selbstverständlicheres Miteinander" bietet mit vielen Informationskapiteln - über die Gehörlosigkeit, die Gebärdensprache, "Deaf History", Bildung, Behindertenpolitik und -organisation sowie Tipps für ein besseres Miteinander - die passenden Hilfestellungen.

Einschulung für Kollegen im Parlament
Bereits ihre Einführungsrede im Parlament im Juli 2009 hatte die erste gehörlose Nationalratsabgeordnete dazu genützt, ihren Kollegen eine kleine Einschulung in die Gebärdensprache zu geben. So erfuhren die Abgeordneten, dass Eigennamen in der Gebärdensprache immer mit bestimmten Begriffen verbunden seien. Altkanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) etwa werde weiterhin mit einem Mascherl dargestellt, auch wenn er das bereits seit dem Jahr 2000 abgelegt hat. Für die meisten Mandatare neu war auch, dass es Gebärdensprache als Nationalsprachen und auch in Dialekten gibt.

Bei Plenar- und Ausschusssitzungen sowie bei sonstigen Parlamentsveranstaltungen stehen Jarmer Dolmetscher zur Seite. Die Übersetzer wurden vom Klub der Grünen angestellt, die Kosten trägt das Parlament.

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