Ein fataler Fehler am Set des Western „Rust“ hat Kamerafrau Halyna Hutchins das Leben gekostet. Weil eine Requisitenpistole mit scharfer Munition geladen war, traf der Schuss von Alec Baldwin die 42-Jährige tödlich. Um sie trauert nicht nur ihr Ehemann Matthew, mit dem der Filmprofi den Sohn Andros hat, sondern auch ihre Familie. Die hofft nun auf lückenlose Aufklärung.
Die britische „Daily Mail“ erreichte Matthew Hutchins nach der Tragödie am Telefon. „Ich glaube nicht, dass es überhaupt Worte gibt, um die Situation zu beschreiben.“ Er sei noch nicht dazugekommen, ein Statement zu verfassen, so Halyna Hutchins' Ehemann, der als Anwalt arbeitet, weiter, möchte dies aber so bald als möglich tun.
Baldwin: „Mein Herz ist gebrochen“
Mit Alec Baldwin, der den tödlichen Schuss abgefeuert hatte, stünde er hingegen bereits in Kontakt. „Ich habe auch schon mit Alec Baldwin gesprochen. Er unterstützt mich sehr.“
Der Schauspieler selbst hatte am Freitag in einem ersten Statement, das er auf Twitter veröffentlicht hatte, Hutchins' Gatten vollste Unterstützung zugesichert. „Ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann und biete ihm und seiner Familie meine Unterstützung an. Mein Herz ist gebrochen für ihren Mann, ihren Sohn und alle, die Halyna kannten und liebten“, zeigte sich der Hollywoodstar zutiefst betroffen von dem tragischen Unglück am Set seines neuen Films.
Familie verlangt gründliche Untersuchung
Vor allem Hutchins' Angehörige fordern jetzt eine gründliche Untersuchung des Schussdramas. Die britische „Sun“ sprach mit einem Freund von Hutchins' Eltern, die in der Ukraine leben. „Die Familie trauert, aber gleichzeitig stellen sie viele Fragen und werden Antworten darauf verlangen. Falls jemand einen Fehler begangen hat, wird er dafür bezahlen müssen“, erklärte dieser, dass die Verwandten der Kamerafrau auf eine lückenlose Aufklärung hoffen. „Sie verstehen einfach nicht, wie so etwas Schreckliches passieren kann, wenn angeblich Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden“, zeigte der Familienfreund fassungslos.
Hutchins‘ ukrainische Eltern würden nun die Einreise in die USA beantragen. „Sie versuchen verzweifelt, die nötigen Dokumente für die Einreise in die USA zusammenzubekommen. Ihre Mutter hat noch nicht einmal die entsprechenden Papiere.“
Hutchins’ Schwester Svetlana veröffentlichte zudem ein Statement aus ihrer Wahlheimat Indonesien. „Ich kann ihren Tod nicht verstehen“, schrieb sie darin. „Ich habe sie sehr geliebt. Ich war so stolz auf sie und sie war mein Vorbild. Wir standen uns immer nahe.“
Regieassistent gab Baldwin vermeintliche „Cold Gun“
Unterdessen werden immer mehr Details zur Tragödie rund um Alec Baldwin bekannt. Wie US-Medien berichteten, habe der Schauspieler nicht gewusst, dass die Waffe, die er auf Kamerafrau Hutchins richtete, mit scharfer Munition geladen gewesen sei. Regieassistent Dave Halls habe dem Schauspieler die Requisitenpistole als „Cold Gun“, also nicht scharf geladene Waffe, in die Hand gedrückt. Es sei seine Aufgabe, aber auch Aufgabe der Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed gewesen, zu prüfen, ob von der Waffe tatsächlich keine Gefahr ausgeht, heißt es.
Brisant: Die junge Waffenmeisterin hatte kurz vor ihrem Engagement beim Baldwin-Dreh in einem Podcast erzählt, dass sie Zweifel hatte, ob sie für diesen Job geeignet sei. „Rust“ sei erst der zweite Film der 24-Jährigen gewesen, an dem sie als Waffenmeisterin gearbeitet habe. Zuvor kümmerte sie sich um die Waffen in dem Nicolas-Cage-Streifen „The Old Way“.
Über diese Zeit sagte Gutierrez-Reed: „Ich war anfangs wirklich nervös und hätte den Job beinahe nicht angenommen, weil ich nicht sicher war, ob ich bereit bin. Aber als ich ihn machte, lief alles glatt.“ Vor allem das Laden von Platzpatronen, das sie von ihrem Vater, einem Waffenmeister und Revolver-Experten, der unter anderem bei „Django Unchained“ dabei war, gelernt hatte, habe ihr Furcht eingeflößt, so die Waffenmeisterin.
Schwere Sicherheitsmängel am Set
Außerdem habe es schon vor dem tödlichen Unfall am Set Beschwerden über Sicherheitsmängel am Drehort gegeben. Dreimal habe der Filmrevolver schon fehlgezündet, sagten Crewmitglieder. Insidern zufolge wurden Sicherheitsprotokolle, einschließlich Waffeninspektionen, wie sie sonst üblich sind, am Set nicht eingehalten.
So habe Baldwins Stunt-Double am Samstag versehentlich zwei Schüsse abgefeuert, nachdem ihm gesagt worden sei, dass die Waffe gar keine Munition, auch keine Platzpatronen enthalte, erzählten die Arbeiter der „Los Angeles Times“. Eine weitere Fehlzündung habe es in der Woche davor gegeben.
Grazer erlebte Drama um Hutchins
Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western „Rust“, bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen. Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden bereits zahlreiche Filme produziert.
Mit dabei war auch ein Österreicher: Der Grazer Swen Temmel schilderte der „Krone“ die schrecklichen Sekunden: „Ich war nur zehn Meter vom Unglücksort entfernt. Es wurde eine Schießerei gedreht, auf einmal brach jemand blutüberströmt zusammen. Ich war wie versteinert.“ Temmel kannte Kamerafrau Hutchins auch privat sehr gut. „Es war wie ein Albtraum. Alec Baldwin war völlig geschockt und brach auf dem Set zusammen.“
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