Arzt unter Verdacht

Bayern: Hunderte Fake-Impfpässe ausgestellt

Ausland
05.10.2021 16:36

In Bayern soll ein Hausarzt mehreren Hundert Menschen falsche Impfpässe ausgestellt haben. Der Mediziner wird verdächtigt, seinen Patienten Impfausweise über Corona-Schutzimpfungen ausgestellt zu haben, ohne tatsächlich einen Impfstoff gespritzt zu haben. Nach Angaben der Kripo gab es auch schon einige Zeit in Nordschwaben Gerüchte darüber, dass in der Praxis nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Seit Montag werden die Patienten des niedergelassenen Arztes im Landkreis Donau-Ries getestet, ob sie ausreichend Antikörper gebildet haben. Mehr als 130 Männer und Frauen hätten am ersten Tag von dem Angebot der Kreisbehörde Gebrauch gemacht, hieß es.

Patienten glaubten, korrekt geimpft worden zu sein
Es gebe nach bisherigen Erkenntnissen einerseits Betroffene, die nur für einen Stempel im Impfbuch in die Praxis in Nordschwaben gegangen seien und keine Spritze bekommen hätten. Andererseits gebe es Patienten, die davon ausgegangen seien, korrekt geimpft worden zu sein, obwohl dies wohl nicht der Fall gewesen sei. In der vergangenen Woche hatte die Kriminalpolizei die Praxis und die Wohnung des beschuldigten niedergelassenen Arztes durchsucht und Beweismittel beschlagnahmt.

Wie der Chef der Kripo in Dillingen, Michael Lechner, sagte, habe es in der Region Gerüchte über Unregelmäßigkeiten bei den Impfungen in der Praxis gegeben. Seit August seien dann auch anonyme Hinweise bei der Polizei eingegangen. Nachdem diese verifiziert worden seien, schritten die Ermittler ein.

„Praxis bis auf Weiteres geschlossen“
Nach der Razzia hatte der Arzt seine Praxis zunächst selbst geschlossen. Den Patienten wurde mitgeteilt, dass wegen Krankheit nicht geöffnet werde. Der Landrat betonte, dass seine Behörde aufgrund der Vorwürfe verhindern wollte, dass die Hausarztpraxis wieder Patienten behandelt. Dem Mediziner sei daher mittlerweile der Betrieb untersagt worden. „Die Praxis ist bis auf Weiteres geschlossen“, sagte Rößle.

Unklar ist weiterhin, wie die Impfungen bei dem Hausarzt abgelaufen sind. Es könnte sein, dass den Patienten unwissentlich beispielsweise einfache Kochsalzlösung injiziert wurde. Einen ähnlichen Fall gab es im Impfzentrum des norddeutschen Kreises Friesland in Niedersachsen. Dort soll eine Krankenschwester Spritzen mit Kochsalzlösung statt mit dem Impfmedikament aufgezogen haben. Etwa 10.000 Betroffene sollen deswegen dort nachgeimpft werden.

Arzt schweigt zu Vorwürfen
Nach der bisherigen Darstellung scheint es aber auch so gewesen zu sein, dass impfskeptische Menschen gezielt in die Praxis gegangen sind, nur um sich eine Bescheinigung zu holen. Von dem Arzt gibt es bisher keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Die Ermittler lassen bisher auch offen, ob der Mann bereits vernommen wurde.

Einige Patienten von ihm, die sich ganz normal immunisieren lassen wollten, seien allerdings schon durch das Gerede über den Mediziner verunsichert worden und hätten sich selbstständig auf Antikörper testen lassen, sagte Lechner. Die bisherigen Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Betroffenen tatsächlich keinen Impfschutz haben.

Unklar, ob auch Patienten belangt werden
Wie Oberstaatsanwalt Andreas Dobler sagte, gebe es verschiedene mögliche Straftatbestände, die infrage kommen könnten. So könnte es um Urkundendelikte oder auch Körperverletzungsdelikte gehen. Dies könne erst später beurteilt werden, meinte Dobler. „Die Ermittlungen stehen am Anfang.“

Bisher steht auch nur der Hausarzt im Fokus der Untersuchung. Ob eventuell auch gegen Patienten, die sich wissentlich falsche Bescheinigungen geholt haben, ermittelt werden könnte, ist noch offen. Die Kriminalpolizei hat inzwischen die Ermittlungsgruppe „Impfen“ mit elf Beamten gegründet, um die Vorwürfe aufzuklären.

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