Fakt ist: Maca enthält zahlreiche bioaktive Stoffe, darunter das Macaen (acyclische polyungesättigte Fettsäuren) und die Macamide (benzylierte Amide), die nur diese Pflanze bildet. Doch was ist dran an der Potenz- und Libido-steigernden Wirkung dieses Gewächses, das ursprünglich nur in den peruanischen Anden rund um den Junin-See in 3.800 bis 4.200 Metern Seehöhe vorgekommen ist, und dort offenbar optimale Wachstumsbedingungen vorfindet?
Das sexuelle Verlangen steigere Maca bei den Stieren nicht, sagte Michael Kreuzer, Spezialist für Tierernährung am Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich. Dafür aber die Zahl der beweglichen Spermien bei den Zuchtstieren, so Kreuzer, dessen Team in Zusammenarbeit mit dem Zuchtverband Swissgenetics die Wirkung der Pflanze, die zur Gattung der Kressen gehört, untersuchte.
Beweglichere Spermien dank Maca
Jungstiere mit ungenügender Samenqualität erhielten zehn Wochen lang Pulver aus den Maca-Knollen als Futterzusatz. Wie die Forscher im Fachmagazin "Theriogenology" berichten, regte Maca die Bildung bewegungsfähiger Spermien an, ihre Zahl nahm deutlich zu. Der Zusatz von Maca im Futter könnte also junge Bullen mit grenzwertiger Samen-Qualiät davor bewahren, frühzeitig im Suppentopf zu enden. Zudem fanden sich nach der Fütterung mit Maca weniger Spermien mit genetischen Defekten.
Die Effekte treten allerdings verzögert, erst zehn Wochen nach der Einnahme von Maca auf. Das sei aber nicht überraschend, denn die Spermabildung dauere rund acht Wochen, sagte Kreuzer. Die Versuche der Schweizer Forscher zeigten zudem, dass Maca bei Bullen mit "normalen" Spermien die Menge der produzierten Samenzellen erhöht.
Inhaltsstoffe nur in dünner Luft
Allerdings ist Maca nicht gleich Maca. Von der Wunderknolle gibt es viele Farbvarianten. Bei Pflanzversuchen in Peru fand Céline Clément von der ETH heraus, dass es neben der Farbvariante (kleines Bild links unten) wesentlich ist, auf welcher Höhe und welchem Boden Maca wächst, damit die Pflanze einen möglichst hohen Gehalt an dem ihr eigenen Macaen und den Macamiden aufbaut. Nur Maca, das auf rund 4.000 Metern Seehöhe wächst, kann diese Pflanzenstoffe bilden. Bei Maca, das auf ausgelaugten Böden wächst, fehlten diese charakteristischen Inhaltsstoffe.
Wirkung beim Menschen noch unklar
Ob die Anden-Pflanze die beschriebenen Wirkungen auch beim Menschen haben könnte, ist laut Kreuzer nicht klar. Er habe dazu keine einzige sauber durchgeführte Studie gefunden. Auch, ob Untersuchungen beim Menschen geplant oder im Gang seien, wisse er nicht. Der Pflanze hafte das Image eines zweifelhaften Wundermittelchens an.
Auf der anderen Seite gebe es anscheinend aber auch Bemühungen, die Inhaltsstoffe der Pflanze synthetisch herzustellen und zu patentieren. Damit würde Maca nicht mehr den Bauern in den Anden gehören, sondern Weltkonzernen. Er befürchte, dass den armen Bauern so ein wichtiges Zusatzeinkommen entgehen könnte, sagte Kreuzer.
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