OÖ-Wahl-Überraschung

Impfskeptiker-Partei MFG zieht in Landtag ein

Oberösterreich
26.09.2021 17:32

Der Impfskeptiker-Liste MFG - Menschen-Freiheit-Grundrechte - ist in Oberösterreich die große Überraschung geglückt: Die bis vor Kurzem noch unbekannte Gruppe schaffte es am Sonntag laut aktuellster Hochrechnung, die Vier-Prozent-Hürde mit derzeit 6,4 Prozent klar zu überspringen, und zieht in den Landtag ein. Für Spitzenkandidat Joachim Aigner ist der Erfolg verständlich: Er habe den Zuspruch in der Bevölkerung „von Tag zu Tag und Woche zu Woche“ wachsen gesehen.

„Als Verschwurbler und Verschwörungstheoretiker denunziert“
Die Liste erreichte laut der Hochrechnung vor den NEOS, die um den Einzug in den Landtag noch zittern müssen, Platz fünf. Vertreter der Impfgegner hatten mit einem Erfolg gerechnet - sie waren gut gelaunt in das Medienzentrum gekommen. Wahlkampfmanager Gerhard Pöttler: „Da wurde Geschichte geschrieben.“ Man sei als „Verschwurbler und Verschwörungstheoretiker denunziert“ worden, dabei habe man sich „für Impffreiheit eingesetzt“.

Erst im Oktober größere Wahlfeier
Für Spitzenkandidat Aigner ist „die Freude riesig“. Er habe von Tag zu Tag und Woche zu Woche den steigenden Zuspruch in der Bevölkerung gesehen. Den Erfolg der Liste, die erst im Februar gegründet wurde, werde man wohl feiern - größer aber erst im Oktober. „Wir sind dezentral aufgestellt“, so der 45-jährige Vater von vier Söhnen.

Kurz: „Kickl könnte FPÖ-Wähler abgeschreckt haben“
Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer kann sich das Ergebnis der Partei nur „aus einer momentanen Situation heraus“ erklären: „Nämlich Corona, da sieht man einfach die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft." Für Bundeskanzler Sebastian Kurz kommentierte den MFG-Erfolg damit, dass bei Wahlen „immer viel in Bewegung“ sei. Er ortet aber auch eine Mitschuld der FPÖ: Bundesparteiobmann Herbert Kickl „könnte FPÖ-Wähler abgeschreckt haben“.

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Daran sieht man einfach die aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft.

Alt-LH Pühringer zum Erfolg von MFG

Stimmen gekostet dürfte der Einzug von MFG aber nicht nur die FPÖ haben, die Liste spricht nach einer Analyse von Meinungsforscher Christoph Haselmayer auf krone.tv eher Frauen an: Schülerinnen, Studentinnen, die aber eher nicht zu den FPÖ-Anhängern gehören. Im Landtag könnten also vor allem auch die Grünen und die NEOS, aber auch die ÖVP „ein Problem bekommen“.

Bundesobmann Michael Brunner wurde damit bekannt, dass er mehrere Verfassungsbeschwerden gegen die Covid-Maßnahmen eingebracht hat. Die Partei startete in der Woche vor der Wahl auch einen Aufruf an die Braunauer Bürgerinnen und Bürger. Jene, „die von der Abriegelung im Bezirk Braunau in ihren Grundrechten direkt verletzt sind“, könnten sich bei MFG melden. Brunner und Generalsekretär Gerold Beneder würden dann kostenlos eine Verfassungsbeschwerde einbringen. Brunner hatte auch „ZiB 2“-Anchorman Armin Wolf geklagt.

Video: Interview mit Dagmar Häusler, Nummer zwei bei MFG

Erfolg durch Thema Corona, Social Media und Wirtshaustouren
Spitzenkandidat war der 1976 geborene Steuerberater Aigner, hinter ihm reihen sich die Kandidaten weitgehend nach dem Reißverschlusssystem. Nummer zwei ist Dagmar Häusler, nach eigenen Angaben u.a. freiberufliche biomedizinische Analytikerin und klinische Studienkoordinatorin, die sagt: „Wir sind kritisch, aber nicht gegen alles.“ Die Proponenten der MFG waren in der politischen Landschaft bisher weitgehend unbekannt. Zum Erfolg geführt haben dürften neben dem Hauptthema - Corona -, dass sie vor allem auf Social Media und bei Touren durch Wirtshäuser sehr aktiv waren.

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