„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“ das UEFA Champions League-Überraschungstream Sheriff Tiraspol etwas genauer angeschaut. Was die transnistrischen Ordnungshüter, die einst den Fußball-Klub gründeten, sonst noch so treiben, versetzt selbst ihn in Erstaunen...
Früher, als man sich noch zum Schneiden des Haupthaares begeben musste, hießen die dafür zuständigen Etablissements Frisör Stemplinger oder Friseursalon Gerda Weidinger und es gab sogar den Bahnhofsfriseur, den man auch am Montag aufsuchen konnte. Heute, da diese Besuche zum Glück obsolet sind, tragen haarverarbeitende Betriebe Hautausschlag verursachende Namen wie Kammbodscha, Sahaara oder Kamm2Cut und es scheint gegen diesen Kreativitäts-Overkill kein Kraushaar gewachsen zu sein. Bei Sicherheitsbetrieben sieht es ganz anders aus, denn sie nennen sich kühl-reserviert Österreichischer Wachdienst, La Sicurezza, Wach- und Schließgesellschaft oder Securitas und vermitteln so ein Bild gepflegter Seriosität.
Haarverarbeitende Betriebe tragen Hautausschlag verursachende Namen wie Kammbodscha, Sahaara oder Kamm2Cut.
Harald Petermichl
Manche werden einwenden, es gebe schließlich auch ein Sicherheitsunternehmen mit dem eher draufgängerischen Namen „Sheriff“, das ist aber Quatsch. Zwar wurde der Konzern mit Sitz in Tiraspol, das bekanntlich in Transnistrien liegt, von zwei Ex-Ordnungshütern gegründet und trägt daher im Logo den von John Wayne-Hemden bekannten Stern, operiert aber längst in lukrativeren Handlungsfeldern wie Tankstellen, Mobilfunk, Verlagshäuser, Daimler-Benz-Vertrieb oder Spirituosenproduktion. Und weil man eh schon das transnistrische Glücksspielmonopol hält, betreibt man auch gleich noch einen Fußballclub, den FC Sheriff Tiraspol. Da aber die Regierung der Pridnestrowischen Moldauischen Republik, wie der Landstrich korrekt heißt, von keinem Schwein anerkannt wird, gehört man völkerrechtlich zur Republik Moldau, tritt daher für diese in der Champions League an und ziert momentan die Tabellenspitze der Gruppe D vor Real Madrid und Inter Mailand.
Der transnistrischen Regierung, zu der die Spitze des völlig undurchschaubaren Konzerns offenbar sehr gute Verbindungen hat, dürfte das imagemäßig gut in den Kram passen, werden doch international immer wieder Vorwürfe erhoben, es käme in der Region zu willkürlichen Verhaftungen, Verschleppungen, Folter etc. Also bitte, sollte da tatsächlich was dran sein, wäre Marshall Ceferin sicher längst reingegrätscht. Denn obwohl die UEFA-Website weiß, dass die Sheriff-Kicker im Auftaktspiel gegen Donezk bei 32 % Ballbesitz und einer Passgenauigkeit von 71 % ganze 109,7 Kilometer zurückgelegt haben, verliert sie nicht ein Wort über irgendwelche Missstände, also kann da gar nichts dran sein, sonst hätten uns das die Deputy Sheriffs in Nyon längst wissen lassen und den Hilfssheriffs von Tiraspol irgendwelche Ruten in die Fenster gestellt. Serefe!
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