Fachkräftemangel

„Probleme sind hausgemacht“

Gut gelaunte Gastromitarbeiter: Das ist leider nicht überall der Fall

(Bild: Christian Jauschowetz)

Während sich einerseits die Arbeitslosigkeit in Vorarlberg immer mehr strukturell verfestigt, klagt die Tourismusbranche über einen eklatanten Fachkräftemangel. ÖGB-Chef Reinhard Stemmer hat für das Gejammer allerdings kein Verständnis.

Der Fachkräftemangel im Tourismus hat sich durch die Coronapandemie noch einmal verschärft, es gibt mittlerweile Betriebe in Vorarlberg, die aufgrund des fehlenden Personals ihre Öffnungszeiten einschränken mussten, so mancher Gastronom denkt sogar daran, seinen Laden komplett dicht zu machen. Das Mitgefühl von Reinhard Stemmer hält sich dennoch in Grenzen: „Die Jammerei der Tourismusvertreter über fehlende Arbeitskräfte nimmt kein Ende - es ist Jahr für Jahr das gleiche Spiel. Dabei sind vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen Schuld am Personalmangel.“ Mit langen Arbeitszeiten, niedrigen Löhnen und unzureichender Work-Life-Balance würde man „niemanden hinter dem Ofen hervor in die Gaststube holen“, schimpft Stemmer.

Reinhard Stemmer, Vorsitzender des ÖGB Vorarlberg.

(Bild: Gewerkschaft vida)

Die Pandemie habe die Defizite noch sichtbarer gemacht, viele ehemalige Mitarbeiter hätten zudem die Branche gewechselt. Letzteres gelte vor allem für jene, die von ihrem Arbeitgeber gekündigt worden waren: „Gastronomen, die ihr Personal in Kurzarbeit geschickt haben, klagen hingegen kaum über den Facharbeitermangel“, betont Stemmer. Er weiß auch, wo die Hebel anzusetzen wären: Neben besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhne schlägt er - analog zur Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse - die Einführung einer Tourismuskasse vor: „Eine solche würde etliche Verbesserungen mit sich bringen: Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Jahresbeschäftigung, Jahresarbeitszeitmodelle oder Entgeltfortzahlung für Betriebe bei Krankenständen, die mehr als drei Tage dauern.“ Ändere sich nichts, werde sich die Lage nur weiter verschärfen.