Vor allem tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft und der Landnutzung führten nach Angaben der Experten in den vergangenen 20 Jahren dazu, dass die Ziesel immer weniger und ihre Kolonien immer kleiner wurden. 2005 hat deshalb der Naturschutzbund in Zusammenarbeit mit den Experten des NHM im Burgenland und in Niederösterreich Schutzprojekte gestartet. Erstes Ziel war, die noch bestehenden Zieselkolonien zu finden und wissenschaftlich zu erfassen.
30 Prozent der Zieselvorkommen akut gefährdet
Wie Barbara Herzig, bis 2010 Leiterin der Säugetiersammlung am NHM erklärte, gibt es in Niederösterreich noch rund 250, im Burgenland nur noch 25 unterschiedlich große Populationen. Im Burgenland betrage die Zahl der Tiere nur noch rund 2.000 bis 2.500. Die Nagetiere leben in Trockenwiesen, Brachen, Weingärten, auf Acker- und Wegrändern, aber auch auf Golfplätzen und Flugfeldern. Dort legen sie weitläufige Erdbauten mit mehreren Eingängen an und ernähren sich von Pflanzen, Samen, Wurzeln, Käfern und Raupen.
War früher vor allem die Umwandlung von Wiesen und Weiden in intensiv bewirtschaftete Äcker für das Verschwinden der Ziesel verantwortlich, stellt heute oft die Rekultivierung von Brachen, etwa zur Gewinnung von Biokraftstoffen, eine Bedrohung dar. In Niederösterreich sind dadurch laut NHM 30 Prozent der Zieselvorkommen akut gefährdet. Auch Umwidmungen von Lebensräumen in Bauland und konkrete Bauvorhaben bedrohen die Tiere, ebenso wie die Isolation von Kolonien, weil damit der genetische Austausch unterbleibt.
Bewusstsein für Schutz der Tiere heben
Die Wissenschafter und Naturschützer bemühen sich daher um die Umsetzung von Schutzmaßnahmen und Sensibilisierung. So nutzen etwa Weinbauern das Prädikat "Zieselfreundlicher Weingarten" für die Vermarktung ihrer Weine, und auch eine von insgesamt zwölf "Forschungssäulen" im NHM soll das Bewusstsein für den Schutz der Tiere heben.
Diese Säulen bilden einen "Forschungspfad" durch das Museum, der am Dienstagabend von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SP) eröffnet wurde. Damit will das NHM aktuelle Forschungsprojekte der rund 60 wissenschaftlichen Mitarbeiter des Museums sichtbar machen und verständlich präsentieren.
Projekte werden am 27. Februar vorgestellt
Die Themen umfassen das Verbreitungsmuster von Mauereidechsen oder die DNA alpiner Schnecken ebenso wie Langzeitmonitoring von Eishöhlen und Tiefbohrungen in Meteoritenkratern bis zu Bestandsaufnahmen der Wasserwanzen in Brunei oder Satellitentelemetrie von Sakerfalke und Wespenbussard. Am 27. Februar stellen die jeweils verantwortlichen Wissenschafter ihre Projekte dem Publikum vor.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).