„Moralisches Versagen“

Corona-Impfstoffe höchst ungerecht verteilt

Ausland
08.06.2021 06:00

Rund 3,9 Millionen Menschen sind in Österreich geimpft. Dagegen hat ein Drittel der Entwicklungsländer noch gar keine Impfdosis erhalten, drei Länder in Afrika haben keine Vakzine bestellt.

In Österreich schreitet die Impfkampagne in großen Schritten voran. Rund 50 Prozent der Gesamtbevölkerung haben eine Teilimpfung erhalten, 22,8 Prozent - das sind 1,8 Millionen Menschen - sind voll immunisiert. Bis Ende Juni soll allen, die es wollen, eine Impfung angeboten werden, bleibt die Regierung bei ihrer Ankündigung.

Das dürfte sich zwar nicht in allen Bundesländern ausgehen - Wien versetzte den Versprechungen bereits vergangene Woche einen Dämpfer -, in Summe steht Österreich aber gut da. Auch im EU-Vergleich. Denn nur Malta, Ungarn, Finnland, Deutschland, Zypern und Belgien liegen in Sachen Erstimpfung vor Österreich.

Doch während hierzulande laut Gesundheitsministerium alle 1,1 Sekunden eine Impfung verabreicht wird, hat ein Drittel der Entwicklungsländer noch keine Impfdosis erhalten. Bereits im Jänner ließ der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, aufhorchen: „Die Welt steht am Rande eines katastrophalen moralischen Versagens, und der Preis dafür wird mit Leben in den ärmsten Nationen bezahlt.“ Nun, fünf Monate später, sind in Afrika weniger als zwei Prozent der Menschen geimpft.

Weltweit zwei Milliarden Stiche, 75 Prozent davon in zehn Ländern
Denn da rund 70 Prozent der diesjährigen Impfstoffproduktion von Industrieländern aufgekauft wurden, hinken viele Staaten beim Impfen massiv hinterher. Zwar haben zahlreiche reiche Länder angeboten, Impfdosen zu spenden - allerdings erst Ende des Jahres. Die WHO appelliert nun, die versprochene Spende von Impfdosen vorzuziehen. Denn nötig seien die Vakzine in den nächsten drei Monaten.

Es müssten möglichst 250 Millionen Menschen in den nächsten drei Monaten geimpft werden können, heißt es von der WHO. Am Montag forderten zudem 230 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Industrieländer dazu auf, die weltweite Impfkampagne zu finanzieren. Die G7 sollten zwei Drittel der 66 Milliarden US-Dollar (54,2 Milliarden Euro) bezahlen, um auch die Menschen in ärmeren Ländern zu impfen.

Doch gar nicht alle wollen impfen: Tansania, Burundi und Eritrea etwa haben bisher gar keinen Impfstoff bestellt. Das kann Folgen für die eigene Bevölkerung haben, die sich nicht schützen kann, aber auch für den Rest der Welt. Denn wenn sich das Virus weiter verbreitet, kann es auch weiter mutieren.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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