Experten warnen:

„Bald eine Million Nichtschwimmer in Österreich“

Österreich
08.04.2021 06:03

Seit Monaten hat kein Kind mehr in Österreich die Chance, in einem Kurs die so wichtige Überlebenskompetenz Schwimmen zu erlernen. Der Grund: Nicht wenige Hallenbäder im Land haben seit einem Jahr ihre Pforten geschlossen.

Spätestens Anfang November 2020 hieß es dann für alle Österreicher „Badeschluss“. Unerfreulich für die vielen Schwimmbegeisterten im Land, aber eine echte Katastrophe für Tausende Kinder, die in den vergangenen Monaten, wenn Corona nicht wäre, Schwimmen gelernt hätten.

Diese Mädchen besuchten vor der Pandemie einen Schwimmkurs. Jetzt steht alles still. (Bild: Peter Tomschi)
Diese Mädchen besuchten vor der Pandemie einen Schwimmkurs. Jetzt steht alles still.

Weshalb die Österreichischen Schwimmschulen sich jetzt mit einer Petition an die Regierung wenden: „Wir stehen vor der Hochsaison. Eltern planen ihre Sommerurlaube an einem See oder am Meer und wollen, dass ihre Kleinen sicher sind“, sagt Schwimmschulbesitzer Ralph Hamburger aus Perchtoldsdorf: „Ertrinken ist in Österreich die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Wir dürfen nicht länger warten, denn hier geht eine Überlebenskompetenz verloren“, fordert er die Öffnung der Hallenbäder für Kurse unter Einhaltung der Corona-Vorgaben. „Die Arbeit mit den jetzt verloren gegangenen Jahrgängen ist schwer bis unmöglich nachzuholen. Dafür gibt es viel zu wenig Hallen-Wasserfläche im Land. Und Freibäder sind fürs Schwimmenlernen wegen der Wetter-Unsicherheit nur bedingt nützbar.“

Mit fünf Jahren ist das ideale Alter, um schwimmen zu lernen. (Bild: Peter Tomschi)
Mit fünf Jahren ist das ideale Alter, um schwimmen zu lernen.

Kulturgut Schwimmen geht verloren
Besonders problematisch sieht der Experte den neuerlichen Ausfall des obligatorischen Schulschwimmens an Volksschulen, durch dessen Wegfall auch das Kulturgut Schwimmen nach und nach verloren geht. Denn schon vor der Pandemie schlug das Kuratorium für Verkehrssicherheit Alarm: 700.000 Österreicher älter als fünf Jahre konnten damals nicht schwimmen. „Einer Hochrechnung nach haben während der Corona-Krise rund 300.000 Menschen hierzulande eine Schwimmkurs-Teilnahme versäumt. Wir reden also von bald einer Million Nichtschwimmer in Österreich!“, warnt Hamburger, der auch Obmann der Wasserrettung Perchtoldsdorf ist.

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Es sind drei Durchgänge der Ausbildung für Rettungsschwimmer ausgefallen. Im Sommer wird es an Personal fehlen!

Ralph Hamburger, Obmann der Wasserrettung Perchtoldsdorf

Neben Kinder-Schwimmkursen liegt auch die Ausbildung für Rettungsschwimmer auf Eis. (Bild: zVg)
Neben Kinder-Schwimmkursen liegt auch die Ausbildung für Rettungsschwimmer auf Eis.

Engpass an Wasserrettern droht
In dieser Funktion weist der 52-Jährige auf eine weitere dramatische Entwicklung hin: „Es sind drei Durchgänge der Rettungsschwimmausbildung ausgefallen. Der Wasserrettung wird es im Sommer massiv an Personal fehlen!“, fordert er rasches Handeln der Politik: „Wir wollen die Erlaubnis, geordnet in Kleingruppen wieder loszustarten. Natürlich unter Einhaltung sämtlicher Covid-19-Präventionsmaßnahmen“, meint Hamburger. „Die Bäder brauchen dazu finanzielle Unterstützung von der Regierung, um die Nutzung auch für beschränkte Personenzahlen zu ermöglichen!“

Anja Richter, Kronen Zeitung

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