Mit der Impfung will man die Coronapandemie so schnell wie möglich beenden, doch für viele Kinder und Jugendliche wird auch die Zeit danach richtig schwer. Eine Verdichtung der psychiatrischen Erkrankungen bei Jugendlichen ist zu erwarten. Ein großer Anstieg an Hilfesuchenden ist bereits erkennbar.
„Die psychischen Folgen bei dieser Altersgruppe werden noch Jahre nach dem Ende erkennbar sein. Die Störung muss jetzt noch nicht unbedingt spürbar sein, weil man das Leiden noch kompensieren kann. Aber vielleicht kommt es dann in drei, vier oder fünf Jahren zu Problemen bei weiteren Entwicklungsphasen“, schildert Suchtmediziner Kurosch Yazdi (pro mente OÖ).
Kommt es auch in Zukunft zu strengen Lockdowns, braucht es spezielle Lösungen für Kinder und Jugendliche. Jetzt wurden alle gleich behandelt.
Kurosch Yazdi, Vorstandsvorsitzender pro mente OÖ
Warum soll ich aufstehen?
Bereits jetzt sei ein starker Anstieg bei Hilfesuchenden erkennbar: Internet- und Handysucht oder Essstörungen sind da leider ganz oben. „Regulierende Dinge von außen wie Schule oder soziale Kontakte gehen einfach ab“, weiß Kinder- und Jugendpsychiaterin Doris Koubek. „Für viele Jugendliche wird es immer schwieriger, einen Grund zu finden, warum sie in der Früh überhaupt aufstehen sollten“, erklärt Expertin Manuela Nemesch.
Soziale Kontakte, eine Alltagstruktur und Regelmäßigkeit, soziale Anerkennung und Produktivität sind elementare Bedürfnisse.
Johann Bacher, Abteilungsleiter Empirische Sozialforschung, JKU
Zu wenig Angebot
Und auch ein weiteres Problem wurde während der Pandemie sehr klar und verschärft. „Das Hilfsangebot für Kinder und Jugendliche gehört massiv ausgebaut, auch für die Zeit nach der Pandemie. Es braucht ein flächendeckendes Angebot“, so Yazdi. „Ganz wichtig ist auch die Nachbetreuung. Nach Rückfällen wird es immer schwieriger, zurück in die Spur zu finden“, sagt Johann Bacher, Abteilungsleiter für Empirische Sozialforschung an der Linzer Kepler-Uni.
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