Sparquote steigt an

Das Zwangssparen füllt die Bankkonten

Wirtschaft
13.03.2021 06:07

Geschlossene Grenzen, eingeschränktes Einkaufsvergnügen: Kein Wunder, dass sich 2020 trotz Nullzinsen die täglich fälligen Spareinlagen um 20 Milliarden Euro erhöhten.

Die einen nennen es „Zwangssparen“, für manche ist es auch eine Art „Angstsparen“. Tatsache ist, dass im Vorjahr die Sparquote der Österreicher - also jener Teil der Wirtschaftsleistung, der nicht ausgegeben wird - auf rekordverdächtige 13,7 Prozent anstieg.

Zum einen lag es daran, dass man schlicht nichts ausgeben konnte, weil die geschlossenen Grenzen keine großen Urlaube zuließen. Zum anderen waren große Teile des Handels und der Gastronomie monatelang geschlossen. Die einen konnten nichts ausgeben, andere wollten nicht. Denn wer Angst um  seinen Job oder um seine Firma hat, der hält sich beim Konsum auch zurück.

Haushalte sparten letztes Jahr 20 Milliarden Euro
Daher flossen laut neuesten Daten der Nationalbank 2020 rund 20 Milliarden Euro von den Haushalten zusätzlich auf täglich fällige Giro- oder Sparkonten. Das entspricht einem Zuwachs von 12 Prozent auf 193 Milliarden Euro. Zählt man noch Firmen dazu, kommt man gar auf 33 Milliarden Euro, die bei den Banken neu „geparkt“ wurden. „Damit hat niemand eine Freude“, seufzt Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil, der auch Sprecher des Bankenverbandes ist.

Geringe Nachfrage nach Krediten
Die Kunden klagen, dass sie keine Zinsen mehr bekommen. Die Kreditinstitute können die Liquidität auch nicht nutzen, weil die Kreditnachfrage zu gering war. Daher müssen sie das Kapital bei der Notenbank parken und zahlen dafür 0,5 Prozent „Strafzinsen“. Zadrazil: „Das hat man eingeführt, damit der Anreiz steigt, Kredite zu vergeben und so die Wirtschaft anzukurbeln.“ Doch in einer Krise wie im Vorjahr funktioniert das nicht mehr.

Dazu kommt, dass die Österreicher sich nur ungern von Gewohnheiten verabschieden. Noch immer liegen 50 Prozent des Kapitals auf Girokonten oder Sparbüchern, die so gut wie keine Verzinsung aufweisen. „Früher, bei 7 bis 8 Prozent Zinsen, hat es zwölf Jahre gedauert, bis man sein Kapital verdoppelt hat. Heute würde es 400 Jahre dauern“, rechnet Robert Zadrazil vor.

Insgesamt sind von Haushalten 283 Milliarden Euro bei den Banken veranlagt, Einlagen mit längerer Laufzeit waren aufgrund der unattraktiven Zinslandschaft im Vorjahr sogar rückläufig. Jeweils rund 90 Milliarden Euro liegen bei Raiffeisenkassen und den Aktienbanken (Bank Austria, Bawag usw.), 62 Milliarden bei Sparkassen.

Sparer leiden unter Wertverlust
Doch die Sparer leiden seit Jahren unter einem realen Wertverlust, weil die Zinsen nicht einmal die Inflation abdecken. „Mein Rat lautet daher: Investieren statt Kaufkraft verlieren“, so der Bank-Austria-Chef. Mit der richtigen Beratung lassen sich für jeden Kunden maßgeschneiderte Modelle finden, um z. B. in Fonds zu investieren. „Da kann man auch mit 30 Euro im Monat starten“, erklärt Zadrazil. Wichtig sei vor allem, das Risiko zu streuen. Er rät davon ab, alles auf eine oder wenige Aktien zu setzen. „Einzeltitel sollte nur jemand kaufen, der schon ein gewisses Kapital zur Verfügung hat.“ Die Berater in den Filialen (die Bank Austria hat 1,6 Millionen Privatkunden) werden verstärkt darauf geschult, den Kunden alternative Anlageformen zum Sparbuch zu erklären.

Nach wie vor günstig sind Kredite. Man kann Erspartes auch als Eigenmittel-Anteil für einen Wohnbaukredit verwenden. Zadrazil: „Es ist jetzt ein guter Moment, in eigene vier Wände zu investieren.“ Die Prognosen lauten, dass heuer wieder überdurchschnittlich viel gespart wird, erst 2022 wird sich die Sparquote bei 8 Prozent normalisieren.

Manfred Schumi
Manfred Schumi
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