Noch lange nicht genug

Bonnie Tyler: „Träume muss man immer haben“

Musik
03.03.2021 06:00

Im Juni feiert die walisische Rockröhre Bonnie Tyler ihren 70. Geburtstag - an die Pension denkt die quirlige Rockerin aber noch nicht einmal im Ansatz. Ihr 18. Studioalbum „The Best Is Yet To Come“ soll sie - nach der Pandemie - noch einmal in die großen Konzerthallen führen. Musikalisch bleibt sie ihren Leisten treu und greift dabei auch auf alte Bekannte zurück. Wir sprachen mit der Rocklegende über den Lockdown an der Algarve, unendlich viel Energie und die fast kindliche Begeisterung für ihr Tun.

(Bild: kmm)

Der Lockdown bedeutet nicht für alle dieselben Qualen. Zumindest Bonnie Tyler kam bislang gut durch die Pandemie, wie sie bestens gelaunt im „Krone“-Interview erzählt. „Ich bin ein riesiger Glückspilz, denn wir sind am 15. März 2020, also quasi einen Tag bevor Europa dichtgemacht hat, nach Portugal geflogen. Ich habe dort ein Haus an der Algarve und lebe dort mit meinem Mann. Natürlich müssen wir auf uns und alle anderen achten, aber es macht schon einen Unterschied, ob ich dort meine Zeit verbringen kann oder im Zentrum von London.“ Nur wenige Monate vor ihrem 70. Geburtstag veröffentlicht die walisische Rockröhre nun ihr bereits 18. Studioalbum „The Best Is Yet To Come“. Fertiggestellt war es schon vor Corona, doch mit einem Jahr Verspätung hat sich nun auch der Inhalt des Titels erweitert. Ursprünglich war damit nämlich nur Tylers ewig juveniler Zugang zu ihrer Karriere gemeint, jetzt dient das Werk unfreiwillig als optimistische Durchhalteparole für alle Leidtragenden.

Alte Besen kehren gut
„Es ist wirklich so, als hätten wir beim Songwriting in eine Glaskugel geschaut“, lacht sie laut auf, „ich bin eben eine grenzenlose Optimistin. Ursprünglich spielte der Titel auf mich an, denn ich bin mir zeit meines Lebens für mein Alter jung vorgekommen. Heute liebe ich die Arbeit mehr als je zuvor, weil ich mir Freiheiten nehme, die früher undenkbar gewesen wären. Ich hätte mir wirklich nie träumen lassen, dass ich in diesem Alter noch Studioalben herausbringe.“ Mit ihrem neuen Werk versucht Tyler erst gar nicht, moderne Strömungen zu kreuzen, sondern beruft sich ganz klar auf ihre großen Zeiten in den 80er-Jahren. „Ich habe mich dafür wieder mit meinem alten Freund und Produzenten David Mackay zusammengetan, außerdem lieben die Menschen die 80er-Jahre mehr denn je. Damals gab es die besten Powerballaden und die größten Rocksongs. Während des Albumprozesses bin ich immer wieder zu David ins Studio nach Surrey gefahren, um an neuen Songs zu feilen. So entstand eine Nummer nach der anderen.“

Tyler hat sich einmal mehr mit den besten Songwritern und Musikern der Rockszene umgeben. Steve Womack schrieb ihr den Titeltrack und „When The Lights Go Down“ auf den Leib, das programmatische „Stronger Than A Man“ stammt etwa von Desmond Child. Zu ihrem Musikerstamm gehören kundige Instrumentalisten, die schon Bühne und Studio mit Größen wie Sir Paul McCartney, George Michael oder Annie Lennox geteilt haben. Ein buntes „Who Is Who“ der Szene, doch im Gegensatz zum Vorgänger „Between The Earth And Stars“ fehlen dieses Mal Superstars wie Francis Rossi, Cliff Richard oder Rod Stewart, die sie als Gäste engagierte. „Das war eine wundervolle Zeit, aber ich wollte ein Album machen, das man auch live so spielen kann. Diese Namen für eine Tour zu kriegen ist unmöglich, selbst einzelne Liveshows sind kaum zu bewerkstelligen. Ich wollte mich in dieser Hinsicht nicht mehr limitieren, auch wenn wir auf die Konzerte nun noch ein bisschen warten müssen.“

Ewige Dankbarkeit
Schon allein die Songtitel sind perfekt auf die Powerfrau zugeschnitten. Ob das bereits erwähnte „Stronger Than A Man“, „Somebody’s Hero“ oder das unmissverständliche „Call Me Thunder“ - mehr Bonnie Tyler als auf diesem Album kann man eigentlich kaum kriegen. „Die Nummer ,Call Me Thunder‘ fand ich anfangs fast ein bisschen zu vulgär für mich“, lacht sie wieder fröhlich auf, „ich hatte Angst, die Leute könnten glauben, eine abgehalfterte Alte würde einen auf 16-Jährige machen, aber Produzent David hat mich schnell beruhigt und im Endeffekt ist es ja auch so - ich fühle mich stärker als jeder Mann in diesem Business.“ Tyler sieht „The Best Is Yet To Come“ als „optimistisches, fröhliches und lebensbejahendes“ Album. Die jugendliche Leidenschaft für Rock’n’Roll ist unveränderbar in ihr verankert. „Ich bin immer noch das kleine Mädchen aus Wales, das aus irgendwelchen Gründen mit den besten Produzenten, Songwritern und Musikern arbeiten durfte. Ich fühle mich gesegnet und weiß ganz genau, das ich auf die Butterseite des Lebens fiel. Dafür werde ich auch immer dankbar sein, weil es alles andere als selbstverständlich ist.“

Dass es zu einer erstmaligen Zusammenarbeit mit Mackay seit gut 40 Jahren kam, kann quasi als Stempel für den allgemeinen Frieden in Tylers Musikerleben gesehen werden. „Mit ihm habe ich in den 70ern ,More Than A Lover‘ und ,It’s A Heartache‘ aufgenommen und wir hatten nie Probleme. Es krachte in meinem Produzententeam und David ging seiner Wege. Erst vor drei Jahren haben wir uns für mein vorletztes Album wieder zusammengefunden. Die alte Liebe war schnell entflammt und heute ist alles perfekt.“ Nicht zuletzt Popstar Miley Cyrus, mit einer ähnlich eindringlichen Stimme gesegnet, ebnete mit ihrem Cover von „It’s A Heartache“ Tylers Weg zu jüngeren Generationen. Diese Chance nimmt die 69-Jährige dankend an. „Ich freue mich so sehr darüber und würde gerne einmal ein Duett mit mir singen. Ich hoffe, das klappt. Sie hat eine fantastische Stimme und ist eine unglaubliche Frau. Als sie in einem Interview erwähnte, dass sie immer meine Songs hört und sich davon inspirieren lässt, war ich über alle Maßen erfreut.“

Immer noch Träume
Auch wenn Bonnie Tyler zur Live-Untätigkeit gezwungen ist, hat sie noch immer Träume. „Zum Beispiel das Londoner Wembley-Stadion ausverkaufen“, lacht sie einmal mehr verschmitzt, „Träume muss man immer haben.“ Im Lockdown hat Tyler sogar das Schwimmen erlernt, gegen das sie sich jahrzehntelang gewehrt hat. Ansonsten genießt sie die Zweisamkeit mit Ehemann Robert. Die Ehe hält bereits seit 1973 ohne gröbere Friktionen. „Wir lachen viel und genießen die Zeit. Normalerweise ist er immer mit auf Tour und das wird auch bald wieder so sein. Ich kann die Impfung gar nicht mehr erwarten und danke Gott für die tollen Wissenschaftler. Wir alle müssen noch Geduld haben, aber bald werden wir wieder zusammenkommen, Konzerte besuchen und Spaß haben - schneller als wir glauben.“ Und vielleicht hat Bonnie auch wieder Zeit, in Österreich von den Pisten zu wedeln. „Ich war mehrmals in Kitzbühel Skifahren, das war jedes Mal ein Hochgenuss Es wird wieder Zeit.“

Live-Gigs geplant
Bonnie Tyler wird ihren 70er hoffentlich live in Österreich zelebrieren. Geplant wären Konzerte am 11. März 2022 im Linzer Brucknerhaus und am 27. April 2022 in der Wiener Stadthalle F. Drücken wir ihr und uns die Daumen!

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