Hersteller beruhigt

AstraZeneca-Vakzin: Keine Zulassung für Senioren?

Österreich
26.01.2021 07:55

Noch am Montagvormittag verkündete Gesundheitsminister Rudolf Anschober die „guten Neuigkeiten“, dass der von der EU und Österreich in großen Mengen bestellte Impfstoff des britisch/schwedischen Herstellers AstraZeneca Ende Jänner zugelassen und ab 7. Februar geliefert werden soll. Nun droht allerdings der nächste Rückschlag: Laut Berichten der „Bild“-Zeitung erwartet die deutsche Bundesregierung, dass der Impfstoff von der EU-Arzneimittelbehörde EMA nur eine Zulassung für Unter-65-Jährige erhält. Das Unternehmen stellte indessen klar, dass man davon ausgehe, dass der Impfstoff „in allen Altersgruppen ähnlich“ wirksam sei.

Die deutsche Zeitung berichtet mit Verweis auf Information aus internen Gesprächen zwischen der Bundesregierung und den Bundesländern. Der Grund für die Nicht-Zulassung soll die niedrige Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahren sein. Laut der deutschen Bundesregierung liege diese nämlich unter zehn Prozent. Das „Handelsblatt“ berichtete am Montagabend ebenfalls und verwies sogar auf einen Wirkungsgrad von unter acht Prozent bei älteren Menschen.

Aus für bestehenden Impfplan?
Die Hiobsbotschaft veranlasste NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger dazu, den Artikel auf ihrem Twitter-Profil zu verlinken. Dazu schrieb sie: „Das wäre dann wohl das endgültige Aus für den bestehenden Impfplan auch in Österreich.“ Tatsächlich beruhten die ersten Daten über die Wirksamkeit des Impfstoffs auf einer Auswertung von Studienteilnehmern im Alter von 18 bis 55 Jahren.

Droht gesamteuropäisches Fiasko?
Sollte der Impfstoff in der EU tatsächlich nicht für Senioren zugelassen werden, wäre es ein gesamteuropäisches Fiasko. Schließlich setzte die EU voll auf den britisch-schwedischen Impfstoff und bestellte laut dem österreichischen Impf-Koordinator Clemens Martin Auer insgesamt 400 Millionen Dosen. Österreich erwartet im Februar 343.547 Dosen des Vakzins.

EU will Druck auf AstraZeneca erhöhen
Bezüglich der vereinbarten Liefermengen gibt es derzeit ohnehin einen Streit zwischen der EU und AstraZeneca. „Wir möchten, dass unser Vertrag vollständig erfüllt wird“, hieß es am Montagnachmittag aus Brüssel. Für Mittwoch ist eine weitere Krisensitzung geplant, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Montagabend.

„Unzureichende Erklärungen“
Um den Druck auf den Hersteller zu erhöhen, plant die EU außerdem künftig eine Genehmigungspflicht für alle Impfstoff-Exporte in Drittländer. Auf Twitter drückte Kyriakides ihren Unmut über das Vorgehen von AstraZenecaa aus. Der Pharmakonzern habe nur „unzureichende Erklärungen“ für die Verzögerungen gehabt. Sie erinnerte die Impfstoff-Hersteller auch an ihre „gesellschaftlichen und vertraglichen Verpflichtungen“.

Ganz anders sieht es derzeit etwa in Israel aus, wo der Pfizer/Biontech-Impfstoff bereits großflächig verimpft wird. Von etwa 128.600 Menschen, die beide Impfungen erhalten hätten, seien nur 20 später an Covid-19 erkrankt, teilte Maccabi am Montag mit. Das sind weniger als 0,02 Prozent.

AstraZeneca: Angaben „komplett falsch“
Der Konzern selbst reagierte verschnupft auf die Berichte über eine möglicherweise geringere Wirksamkeit bei Menschen über 65. Die Angaben seien komplett falsch, es handle sich dabei um eine Fehlinterpretation. So habe man auf Anfrage der „Bild“ erklärt, dass die ersten veröffentlichten Daten über die Wirkung tatsächlich „auf einer Auswertung von Teilnehmenden im Alter von 18 bis 55 Jahren“ beruht hätten.

Dennoch erwartet der Hersteller, dass der Impfstoff „in allen Altersgruppen ähnlich“ wirksam sei - jene Studie, die das belegen soll, haben aber noch zu wenig Testpersonen durchlaufen, um eine endgültige Aussage treffen zu können.

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