600 Mitarbeiter in Ö

Kovats-Pleiten: Auch A-Tec-Tochter AE&E nun insolvent

Österreich
24.11.2010 15:38
Die insolvente Industrie-Holding A-Tec hat nun auch ihre angeschlagene Anlagentochter AE&E in die Pleite gerissen. A-Tec-Mehrheitseigentümer Mirko Kovats ist es nicht gelungen, einen Investor für die AE&E zu finden. Er hat daher am Mittwoch beim Handelsgericht Wien einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung gestellt. Das Unternehmen wird nun von einem Sanierungsverwalter geführt, den Gläubigern wird eine Quote von 20 Prozent angeboten. Von der Insolvenz sind in Österreich 600 Mitarbeiter in Graz und Wien betroffen.

Das Handelsgericht Wien hat am Mittwochnachmittag das Sanierungsverfahren über die AE&E Group eröffnet. Laut dem Kreditschutzverband von 1870 wurde Rechtsanwalt Dr. Stephan Riel zum Insolvenzverwalter bestellt.

Er werde nun überprüfen, ob der Fortbetrieb des Unternehmens keine offensichtliche Gefahr eines weiteren Ausfalls für die Gläubiger darstelle, so der KSV. Die Entscheidung über die Annahme des angebotenen 20-prozentigen Sanierungsplanes liege bei den betroffenen Gläubigern. Was mit den rund 600 Mitarbeitern in Österreich konkret passiert, ist noch unklar. Die Beschäftigten wurden im Lauf des Mittwoch informiert, hieß es vonseiten AE&Es.

A-Tec Industries AG, über die bereits im Oktober eine Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet wurde, hatte sich in den vergangenen vier Wochen gemeinsam mit dem Sanierungsverwalter und dem Gläubigerausschuss um eine Lösung für AE&E bemüht. Ziel war es, eine Insolvenz zu vermeiden.

Die mit rund 800 Millionen Euro involvierten Banken und Kreditversicherer konnten sich aber trotz intensiver Verhandlungen nicht dazu durchringen, den Fortbestand der AE&E Gruppe zumindest bis zum Abschluss einer sogenannte "Due Diligence"-Prüfung (bekannt als Sorgfaltspflicht z.B. von Banken) durch namhafte Interessenten zu finanzieren, teilte die A-Tec am Mittwoch mit. Dies sei bedauerlich, da einige potente Interessenten wie der südkoreanische Mischkonzern Doosan oder Andritz mehrfach ihr großes Interesse an einem Kauf zum Ausdruck gebracht haben.

Auch Gespräche mit Banken gescheitert
Noch vor den Verhandlungen mit den Interessenten sind die Gespräche mit den Banken über eine Brückenfinanzierung trotz Zustimmung von Sanierungsverwalter und Gläubigerausschuss gescheitert, da nicht alle Konsortialbanken grünes Licht gaben.

Auch mit dem von den Banken präsentierten und favorisierten Interessenten Mass Financial Corp (MFC) aus Hongkong wurde tagelang verhandelt und auch weitgehend Einigung erzielt. Bevor es jedoch zur Vertragsunterzeichnung kam, wurde bekannt, dass Mass sich nicht mit allen Konsortialbanken auf den Bankenbeitrag zur Sanierung einigen konnte.

Sanierungsplanverfahren der A-Tec "nicht gefährdet"
In den vergangenen vier Wochen habe sich die wirtschaftliche Lage der AE&E "massiv verschlechtert", so das Unternehmen, sodass ein Insolvenzantrag unumgänglich wurde. Durch entsprechende Maßnahmen des Management und der involvierten Finanzinstitute werde es möglich sein, insbesondere für die werthaltigen Betriebe, kurzfristig Fortführungslösungen herbeizuführen.

Das Sanierungsplanverfahren der A-Tec, die den Gläubigern die Mindestquote von 30 Prozent angeboten hat, sei dadurch nicht gefährdet, weil es verhältnismäßig wenige Haftungen gegenüber der AE&E Gruppe gebe, teilt die A-Tec mit. Ein den Umständen angepasster verbesserter Sanierungsplanantrag werde nach Vorliegen der Bewertungsgutachten dem Gericht und den Gläubigern Anfang nächster Woche übermittelt. Den Gläubigern der A-Tec wurde in der Zwischenzeit wie angekündigt ein Aktienpaket in Höhe von 25,1 Prozent zur Verfügung gestellt, "damit die Gläubiger von der nachhaltigen Sanierung der A-Tec Industries AG profitieren".

Die A-Tec setzte 2009 mit weltweit knapp 12.000 Mitarbeitern rund 3 Milliarden Euro um. Nur mehr rund 2.000 Beschäftigte arbeiten in Österreich, rund 600 davon bei der AE&E in Graz und Wien. AE&E, ein Anlagenbauer im Bereich thermische Energieerzeugung und Umwelttechnik, ist Anfang der 1990er-Jahre aus der Fusion von Waagner-Biro und der AI Technologies entstanden, wobei erstere ihre Beteiligung bereits 1995 wieder abgegeben hat.

Zwei aus dem Ruder gelaufene Kraftwerksprojekte in Australien entpuppten sich Ende Oktober 2010 als wesentliche Auslöser für die Insolvenz des Mutterkonzerns A-Tec. Die Verluste allein aus den beiden Projekten der einstigen Vorzeigedivision sollen sich auf mehr als 100 Millionen Euro summieren. Das Unternehmen hat seinen Firmensitz in Wien, die wichtigste Produktionsstätte aber in Raaba bei Graz. Von den weltweit 5.200 (Ende 2009) Mitarbeitern in 50 Standorten kamen aus Österreich nur mehr rund 600.

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