Die Forscher hatten eigentlich erwartet, dass das Erbgut der Mittelmeer-Haie größere Ähnlichkeit mit den Tieren im Atlantischen Ozean haben müsste. Denn das "Hereinschlüpfen" aus dem Atlantik durch die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer wirkt auf den ersten Blick als die überzeugendere Theorie.
Navi-Fehler und ungewöhnliche Strömung
Doch die Gene sprechen eine andere Sprache: Die Erbgut-Untersuchungen ergaben, dass die nächsten Verwandten der Tiere viele Tausend Seemeilen entfernt leben. Vor rund 450.000 Jahren müssen einige Tiere ihren Weg ins Mittelmeer gefunden haben, schreiben die Forscher. Eine Reise, die sich nicht mit dem natürlichen Wandertrieb der Tiere erklären lässt, auch wenn Weiße Haie für ihre ausgedehnten Wanderungen bekannt sind. Tatsächlich machen die Wissenschaftler einen Navigationsfehler verantwortlich. Einen Fehler, der allerdings durch ungewöhnliche Strömungsverhältnisse begünstigt wurde.
Denn zu jener Zeit änderten einige der wichtigsten Meeresströmungen ihre Richtung - ein Phänomen, das Wissenschaftler mit dem Wechsel zwischen Eiszeit und Warmzeit in Verbindung bringen. Statt ihrem üblichen Wanderweg zwischen Afrika und Australien zu folgen, gerieten einige Haie in eine Strömung, die sie entlang der Westküste Afrikas nach Norden führte. Als die Strömung schwächer wurde, versuchten die Tiere, ihren üblichen Kurs Richtung Osten wieder aufzunehmen. Und der erste Weg, der sich ihnen dabei öffnete, war die Straße von Gibraltar.
Haie in der Falle
"Es handelte sich aller Wahrscheinlichkeit nach um den historischen Navigationsfehler einiger trächtiger Weibchen in einer Zeit globaler Klima-Umwälzungen", mutmaßt die Forscherin Cathy Jones. Als die Haie im Mittelmeer ankamen, hätten die vielen Halbinseln und Meereskanäle dafür gesorgt, dass die Tiere wie in einer Falle gefangen waren.
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