Zur aktuellen Lage:

„Corona bleibt weiterhin für uns unberechenbar“

Karl-Heinz Stadlbauer, neuer Ärztlicher Direktor des Kepler Uniklinikums

(Bild: KUK)

Der Intensivmediziner Karl-Heinz Stadlbauer (45) - ein Innviertler - ist neuer Ärztlicher Direktor des Kepler Uniklinikums in Linz. Im „Krone“-Interview gibt er Einblick in die aktuelle Lage, Entspannung gibt es wenig.

„Krone“: Wann erwarten Sie eine Entspannung in den Intensivstationen in OÖ?
Karl-Heinz Stadlbauer: Derzeit sinken die Intensivbelagszahlen in Spitälern nur langsam, mit einer richtigen Entspannung rechne ich frühestens mit Ende Dezember.

„Krone“: Wie sind die Folgen einer Corona-Erkrankung derzeit einzuschätzen?
Stadlbauer: Ich habe alles erlebt. Das Thema nachher ist: Wie geht es mit der Luft? Meistens dauert es, bis sich Patienten wieder anstrengen können. Aber wir sehen auch Leute, die trotz langer Intensivtherapie wieder zu Hause mit dem Fahrrad fahren. Genauso gibt es Patienten auf der Intensivstation, die plötzlich sterben. Über Langzeitfolgen wissen wir noch zu wenig.

Karl-Heinz Stadlbauer ist Intensivmediziner

(Bild: KUK)

„Krone“: Corona bleibt unberechenbar?
Stadlbauer: Derzeit ja, leider.

„Krone“: Was haben Sie von den Massentests erwartet?
Stadlbauer: Leider war die Beteiligung sehr niedrig und die „Positivrate“ sehr gering. Offenbar wurde dieses Angebot vor allem von jenen Menschen angenommen, die sich ohnehin an die Maßnahmen halten.

„Krone“: Erwartet sich die Politik zu viel davon?
Stadlbauer: Ich denke, die Tests sind ein Baustein vieler Maßnahmen. Wie effektiv dieser ist, können wir wahrscheinlich erst nach der zweiten Testreihe im Jänner beurteilen.

„Krone“: Sind Sie für einen neuerlichen Lockdown?
Stadlbauer: Wir müssen auf die Entwicklung der nächsten 1-2 Wochen warten, um zu sehen, wie rasch die Zahlen nach den aktuellen Lockerungen wieder steigen. Wir müssen mit allen Mitteln einen neuerlichen Anstieg der stationären und intensivmedizinischen Corona-Patienten verhindern, wenn nötig auch durch einen neuerlichen strikteren Lockdown

Elisabeth Rathenböck, Kronen Zeitung