„Falsch positiv“

Wie hoch ist tatsächliche Schnelltest-Fehlerquote?

Wissenschaft
09.12.2020 14:16

Ein Drittel der positiven Antigen-Massentests in Tirol „falsch positiv“, 15 Prozent in Vorarlberg - diese Meldungen vom Montag zur vorläufigen Bilanz der ersten abgehaltenen Großtestungen in den beiden Bundesländern sowie jene vom Mittwoch, wonach in Wien die positiven Antigentests „großteils falsch“ seien, ließen aufhorchen. Sind die Schnelltests, die bei den Massentests verwendet werden, etwa nicht zuverlässig genug? Tatsächlich gibt es eine Fehlerquote bei den Antigentests - diese ist jedoch bei Weitem nicht so hoch, wie diese Zahlen erscheinen lassen.

Die Fehlerquote von Antigen-Schnelltests betrage je nach Produkt zwischen 0,2 und 1,5 Prozent, so Michael Wagner, Mikrobiologe an der Universität Wien, im Ö1-„Morgenjournal“. Auch die Leistungsmerkmale hängen vom jeweiligen Antigentest ab und werden vom Hersteller zumeist in der Packungsbeilage angeben. Bei Antigentests sind dies vorrangig Sensitivität und Spezifität: Die Sensitivität beschreibt den Anteil der Getesteten mit einer Infektion, die durch den Test richtig erkannt werden. Die Spezifität eines Tests beschreibt den Anteil der Getesteten ohne Infektion, die durch den Test richtig erkannten werden.

Die Mindestkriterien für die Antigentests sind eine Sensitivität von mindestens 70 und einer Spezifität von mindestens 97 Prozent, wie das Gesundheitsministerium festlegte. Das bedeutet bei der Spezifität von 99 Prozent, dass bei 100 nicht infizierten Personen mit dem Test über 99 richtig negativ erkannt werden und weniger als eine falsch positiv. Bei einer Sensitivität des Tests von mehr als 96 Prozent müssen von 100 infizierten Personen mehr als 96 Personen richtig positiv getestet werden und etwa drei falsch negativ.

Falsch-Positiv-Rate bei Massentests de facto zwischen 0,07 und 0,14%
Bei den durchgeführten Massentests, so Wagner, müsse die Zahl der falsch positiven Tests - die positiv ausgefallenen Schnelltests werden bei einem positiven Ergebnis durch einen zuverlässigeren, aber in der Auswertung länger dauernden PCR-Test überprüft - in Relation zu den insgesamt durchgeführten Tests gesetzt und nicht nur denen gegenübergestellt werden, die ein positives Ergebnis anzeigen. Damit ergebe sich für das verlängerte Testwochenende in Tirol eine Falsch-Positiv-Rate für Tirol von lediglich etwa 0,1 Prozent, für Vorarlberg von 0,07 Prozent und in Wien von 0,14 Prozent.

Wagner sehe falsch positive Ergebnisse auch nicht als Problem. Sie seien vielleicht „unangenehm für den Einzelnen für ein paar Stunden“, aber sie seien letztlich schnell aufgeklärt und aus der „Public-Health-Perspektive nicht wirklich relevant“.

Bei den Massentests in Vorarlberg mussten 476 zunächst positive Ergebnisse mittels PCR-Verfahren überprüft werden, in Tirol 652. Übrig blieben im Ländle 404. In Tirol, wo aufgrund des heftigen Schneefalls in 13 Gemeinden erst am Dienstag getestet wurde, nahmen insgesamt 226.451 Menschen das Angebot zum kostenlosen Antigentest wahr. Das sind rund 33 Prozent der eingeladenen Personen, teilte das Land am Mittwoch mit. Davon erhielten 652 Menschen bzw. 0,29 Prozent ein positives Antigen-Testergebnis. Bisher wurden knapp 70 Prozent im Anschluss durch einen PCR-Test auch als positiv bestätigt, rund fünf Prozent der PCR-Ergebnisse stehen noch aus.

Wien: Von 106 positiven Antigentests nur 45 tatsächlich positiv
Bei den seit Freitag und noch bis 13. Dezember laufenden Massentests in Wien habe mehr als die Hälfte der positiven Schnelltests eine falsche Diagnose ergeben, berichtete ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Mittwoch. An den ersten beiden Tagen war bei insgesamt 106 Antigentests eine Infektion diagnostiziert worden. Bei der darauffolgenden Überprüfung mittels PCR-Test stellte sich heraus, dass 61 davon negativ und nur 45 positiv waren.

Laut dem Sprecher betrug in diesem Zeitraum die Falsch-Positiv-Rate bezogen auf die Gesamtzahl aller Testungen rund 0,14 Prozent. Die Positivrate an den ersten beiden Tagen betrug insgesamt rund 0,2 Prozent. Aktuell - also mit Stand Mittwochmittag - wurden an den drei Massentest-Standorten der Bundeshauptstadt bisher 113.637 Menschen untersucht.

Nur 32 Lehrer in Niederösterreich positiv
Insgesamt 54 Pädagogen wurden zudem in Niederösterreich bei den Massentests am Wochenende mittels Antigen-Schnelltest positiv auf das Virus getestet. Die Ergebnisse wurden mittels PCR-Verfahren überprüft. „Nur bei 32 Personen brachte auch die PCR-Testung ein positives Ergebnis“, heißt es dazu aus dem Büro der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig.

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