Am Sonntag feierten die Eltern des Polizeibeamten Thomas K. (49) - er hatte südwestlich von Graz Dienst gemacht - daheim im weststeirischen Köflach das 50-jährige Ehejubiläum. "Seit der Trennung von seiner Freundin - vier Jahre hat die Beziehung gedauert - war unser Sohn niedergeschlagen", schildert der Vater, der das, was geschah, einfach nicht begreifen kann, "er hat 14 Kilo abgenommen, er hat Tabletten schlucken müssen. Auch am Sonntag war er bedrückt, hat kaum was gegessen, ist früher nach Hause gegangen."
Um 18.10 Uhr sah der Pensionist Johann K. seinen Sohn zum letzten Mal: "Er ist vor dem Fernseher gesessen. Meine Frau und ich haben es eilig gehabt und uns in der Pfarrkirche ein Orgelkonzert angehört. Kurz vor 9 Uhr sind wir zurück nach Hause. Im Zimmer vom Thomas brannte das Licht, also war er daheim. Das haben wir einige Minuten geglaubt, bis dann eine Polizeistreife stehen geblieben ist."
Die Uniformierten mussten dem Ehepaar mitteilen, dass der Sohn in Abwesenheit seiner Eltern nach Kärnten gefahren war und 70 Kilometer südlich in Allersdorf, Gemeinde St. Georgen im Lavanttal, eine Bluttat verübt hatte.
Mann zog sich noch die Schuhe aus
Thomas K. klingelte gegen 8 Uhr abends an jener Haustür, für die er jahrelang einen eigenen Schlüssel gehabt hatte. Seit einigen Wochen stand die Tür jedoch nicht mehr ihm, sondern dem neuen Lebensgefährten seiner großen Liebe offen. "Wir gehen davon aus, dass ihm aufgesperrt wurde. Er hat sich noch die Schuhe ausgezogen und ging mit den Socken in den ersten Stock", haben Beamte des Landeskriminalamts den Beginn des Dramas nachvollzogen.
Gemeinsam saßen dann Thomas K., seine ehemalige Lebensgefährtin Doris P. und deren neuer Freund, ein ungarischer Künstler, im Wohnzimmer. Plötzlich zog der Polizist seine Waffe, eine ausrangierte neun Millimeter Gendarmerie-Pistole und eröffnete das Feuer.
Vier Kugeln trafen den 49-jährigen Ungarn, ein Projektil schlug im Brustkorb von Doris P. ein. Schließlich richtete der verzweifelte Beamte die Waffe gegen sich selbst und setzte mit einem Kopfschuss seinem Leben ein Ende.
"Er konnte das Ende der Beziehung nicht überwinden"
Die Körper des ungarischen Künstlers und der des Todesschützen sackten leblos zusammen, die 44-Jährige konnte sich schwer verletzt noch zum Telefon schleppen und ihre Eltern – sie wohnen im Nebengebäude ein paar Meter weiter – alarmieren. "Er konnte das Ende der Beziehung nicht überwinden. Ein Eifersuchtsdrama", ringt der Vater von Doris P. mit den Tränen.
"Sie wird es körperlich überstehen"
Die Bedienstete eines Bundesamtes überlebte als einzige den Kugelhagel. Bis Montag, 3 Uhr früh, kämpften die Ärzte um ihr Leben. "Ihr Zustand ist inzwischen stabil. Wenn keine Komplikationen auftreten, wird sie es körperlich überstehen", erklärt Hartwig Pogatschnigg, medizinischer Leiter des LKH Wolfsberg.
"Er war ein guter Mensch, immer hilfsbereit"
Am Dienstag soll die Frau erstmals befragt werden können. "Für uns ist der Fall ein Beziehungsdrama. Die Ermittlungen laufen", erklärt Christian Martinz vom Landeskriminalamt Kärnten. Dass Thomas K. zu einer derartigen Tat fähig wäre, hätte in seinem Verwandten-, Bekannten- und Kollegenkreis niemand gedacht. "Er war ein guter Mensch, immer hilfsbereit", sagt sein Vater.
Und dass Thomas sehr an seiner zwölfjährigen Tochter hing, die aus einer früheren Beziehung stammt: "Er hat sie jede Woche besucht, sie war sein Ein und Alles. Ihrer Mutter hat er angeblich erzählt, dass er unter der Trennung von der letzten Freundin leiden würde, weil die Trennung endgültig war."
Polizist von Psychologen betreut
Der Polizeibeamte wurde psychologisch betreut. Dabei soll er routinemäßig befragt worden sein, ob er sich für fähig hielte, seiner "Ex" Gewalt anzutun. Er hätte strikt verneint: "Gewalt – niemals. Ich bin ja Vater eines Kindes..."
von Thomas Leitner, Manfred Niederl und Hannes Wallner (Kronen Zeitung)
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