Grenzgänger zwischen der Welt des Adels und der Weltpolitik. In seinem neuen Buch anlässlich des 60. Geburtstags bezieht Kaiserenkel Karl Habsburg nicht nur Stellung zu politisch brisanten Themen und zieht eine persönliche Bilanz, sondern er lüftet auch ein bislang großes privates Geheimnis.
Beim ungezwungenen Krawattenbinden des Kaiserenkels vor der Kapuzinergruft zeigte sich einmal mehr, weshalb Karl von Habsburg auch bei Wind und Wetter gut gelaunt ist. Er hatte kurz zuvor am Handy telefoniert. Mit seinem neuen Lebensglück, der Portugiesin Christian Reid. Sie ist nun die Frau an der Seite des Oberhauptes von mehr als 500 Habsburgern.
Vor dieser neuen Beziehung hat er allerdings sein Privatleben neu geordnet: seriös, diskret, sprich kaiserlich – aber keineswegs weinerlich. „Ja, seit alle unserer drei Kinder die Volljährigkeit erlangt haben, sind Francesca und ich geschieden. Wir haben das bislang noch nie öffentlich bekannt gemacht“, so bringt der Clan-Chef seine geheime Trennungsgeschichte, die nie in einem Rosenkrieg enden sollte, pragmatisch auf den Punkt.
Heimlich geschieden und neues großes Glück
„Selbstverständlich ist es für mich eine sehr bedauerliche Angelegenheit. Weil man eben sieht, dass das Zusammenleben von zwei Menschen nicht notwendigerweise immer funktionieren muss. Wir haben versucht, die Beziehung zu retten, aber es hat nicht geklappt“, so Habsburg nachdenklich, „allzu oft sind die Leidtragenden dabei die Kinder. Deshalb war für mich und Francesca das Wohl unserer Kinder immer das Wichtigste.“
So jedenfalls hat es der Kaiserenkel für sein Geburtstagsbuch anlässlich seines 60ers im Interview zusammengefasst. Doch ein guter Reporter gibt sich nicht mit der Vergangenheit zufrieden und erlaubt sich, die äußerst private Frage nach dem neuen Lebensglück zu stellen. Ich erfahre zumindest, dass Christian Top-Unternehmerin ist und einer der größten Portweinfamilien Portugals entstammt. Mehr nicht.
Sie ist eine unglaubliche Bereicherung.
Karl Habsburg über seine Partnerin Christian Reid
Allerdings gilt für den Kaiserenkel: Ein Mann, ein Wort! Und so gibt er der Bitte nach, seine neue Herzensdame für das Jubiläumsbuch in ein paar Zeilen zu beschreiben: „Christian ist eine kultivierte und sensible Frau mit vornehmer Dezenz. Sie ist eine liebevolle Beraterin, manchmal auch wertvolle Kritikerin und immer für mich da, also eine Partnerin im besten Sinne des Wortes. Kurz, sie ist eine unglaubliche Bereicherung für mein Leben und ich bin glücklich, sie an meiner Seite zu haben.“ Romantische Zeilen Habsburgs, die seine Geburtstags-Biografie beinahe ausklingen lassen. Wäre da nicht – so wie bei Columbo – noch eine letzte spannende Frage: „Und wie steht es um einen Wiedereinstieg in die Politik?“
Mit derselben Lässigkeit, wie sich das Oberhaupt der Adelsdynastie die Krawatte für den Besuch in der Kapuzinergruft um den Hals geworfen hatte, antwortet er in James-Bond-Manier: „Sag niemals nie!“
Habsburg fühlt sich Vergangenheit verpflichtet und Gegenwart verbunden
Zusammenfassend lässt sich nach vielen Telefonaten, selbst über Kontinente hinweg, etlichen Gesprächen bei gemeinsamen UN-Missionen – er als Kulturgüterschutzoffizier und ich als Frontreporter im Libanon oder in Mali – eines festhalten: Karl Habsburg fühlt sich als Dynastieoberhaupt der Vergangenheit verpflichtet und der Gegenwart verbunden. Seine politischen Aussagen kann man durchaus „ein Plädoyer mit klaren Zukunftsvisionen und gegen den Nationalismus“ nennen.
Übrigens beantwortet der Erzherzog in seinem Buch nicht nur offene Fragen über seine Vorfahren, die mehr als 600 Jahre lang Europas Geschichte geprägt haben. Habsburg lässt auch nervende Fragen nach der korrekten Ansprache oder dem Adelsverbot zu. Wobei sich ein Autor hoffentlich keines „Verbrechens“ schuldig macht, ihn trotz des Adelsverbots, jedoch in Hochachtung und Respekt vor der großen Familiengeschichte, mit dem Adelsprädikat zu titulieren.
Mit manch ehrlichen Antworten, wie seinem „späten Sisi-Geständnis“ (er hat noch NIE einen „Sissi“-Film mit Romy Schneider gesehen!) versetzte Kaiserenkel Karl selbst den „Krone“-Reporter in Staunen. Zumal Habsburg dem Schauspieler Karlheinz Böhm bei diversen Treffen immer die Notlüge auftischte: „Sie haben Kaiser Franz Joseph einfach perfekt dargestellt.“
Als Grenzgänger zwischen der Welt des Adels und der Weltpolitik erinnert sich Habsburg an prägende Momente seines Lebens. So erzählt er auch aus seiner Kindheit und Jugend.
Wobei seine Lebensgeschichte nicht in Österreich, sondern kurioserweise in Deutschland, nämlich im Exil, im angrenzenden bayerischen Starnberg begann. Die Freude war grenzenlos, als am 11. Jänner 1961 im Hause Habsburg nach fünf Töchtern der erste Sohn geboren wurde. Regina von Habsburg hatte der einst so mächtigen Dynastie Europas einen neuen Stammhalter geschenkt.
Mit Vater Otto an der Grenze sehnsüchtig nach Österreich geblickt
Doch per Gesetz war der Familie die Einreise nach Österreich verwehrt. Rührend, wie sich Kaiserenkel Karl noch heute erinnert, wie er mit Vater Otto Habsburg immer wieder an die rot-weiß-rote Grenze fuhr, um zumindest sehnsüchtig rüberschauen zu können in die versperrte Heimat – das geliebte Österreich. Das damalige Familienoberhaupt erkämpfte unnachgiebig die Wiedereinreise. Der Rest ist Geschichte.
Als 18-Jähriger rückte Karl Habsburg als einjährig Freiwilliger in eine Salzburger Kaserne ein. Und sorgte dort für so mancherlei Verwirrung, ungläubiges Staunen und Ärger, da er sich am Heerestelefon immer mit „Hier bei Kaiser Karl“ meldete. Der bizarre Hintergrund: Karls Vorgesetzter hieß tatsächlich Karl Kaiser – und so ließ es sich der Rekrut Habsburg nicht nehmen, sich ordnungsgemäß am Apparat zu melden
Nur eine von etlichen Anekdoten, die zeigt, dass Blaublütige keineswegs humorlos sind. Selbst wenn sie Clan-Chef einer europäischen Adelsdynastie sind.
Christoph Matzl, Kronen Zeitung
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