Historischer Moment

Kärntner steigt als Erster durch Gotthard-Tunnel

Kärnten
16.10.2010 11:02
Nach elf Jahren Bauzeit und insgesamt 9,1 Milliarden Euro Baukosten ist am Freitag um 14.17 Uhr der Durchbruch im längsten Eisenbahntunnel der Welt, dem 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel, erfolgt. Weil er an diesem Tag Schichtführer war, durfte ein Kärntner als Erster durch das Durchstich-Loch gehen: Hubert Bär aus Stall im Mölltal.

Der 56-Jährige hatte dabei eine Statue der heiligen Barbara im Arm, der Schutzpatronin der Bergleute. "Das Schlimmste war die hohe Luftfeuchtigkeit, die bis auf 99 Prozent stieg", sagt der Polier über die Arbeit im Berg, die durch Dunkelheit und Lärm erschwert wurde. Dazu kam die ständige Felssturz-Gefahr. "Auch nach 36 Jahren in diesem Beruf bin ich froh, nach der Schicht wieder heil aus dem Berg zu fahren", so Bär.

"Mein Vater war schon von Beginn an dabei", ist Bärs 26-jährige Tochter Janelle stolz. "All die Zeit arbeitete er jeweils zehn Tage in der Schweiz am Tunnel, dann folgten fünf freie Tage, die er der Familie im Mölltal widmete." Und noch ein zweiter Österreicher legte beim Tunnelbau Hand an: Florian Habit kam 2002 in die Schweiz. "Eigentlich sollte ich nur drei Monate aushelfen, jetzt bin ich schon acht Jahre hier", erzählt der 62-Jährige: "Aus dem Tunnel kommst halt nicht mehr raus."

Millionen Tonnen aus Berg geschafft
Arbeiter trieben in den vergangenen 17 Jahren ein insgesamt 152 Kilometer umfassendes Tunnelsystem durch die unter anderem Granit, Schiefer und diverse Gneisarten umfassenden Gesteinsformationen. Laut "Neuer Zürcher Zeitung" wurden 24 Millionen Tonnen Material aus dem Berg geschafft, womit das Volumen des Aushubs "mit 13,3 Millionen Kubikmetern fünfmal so groß wäre wie jenes der größten antiken Pyramide in Ägypten".

Nach der Fertigstellung bis frühestens 2016 werden täglich rund 300 Züge durch den Tunnel fahren, der die Fahrzeit zwischen Zürich und Mailand um eine Stunde auf zwei Stunden und 40 Minuten verkürzt. Bis dahin gilt es allerdings noch, die Tunnelwände auszubetonieren und rund 190.000 Schwellen, 2800 Kilometer Kabel und 230 Kilometer Schienen zu verlegen. 

Neben Reisezügen sollen auch deutlich längere und schwerere Güterzüge als bisher die Strecke bewältigen und damit eine konkurrenzfähige Alternative zum Gütertransport auf der Straße bieten.

Kronen Zeitung

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