Vassilakou, immer wieder von frenetischem Applaus unterbrochen, sprach von einem "Vergeltungsakt" von ÖVP-Innenministerin Maria Fekter. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) schweige dazu, was vielleicht auch besser sei. Immerhin habe er im Fall Zogaj davon gesprochen, dass Recht Recht bleiben müsse. "Ich antworte ihm mit Brecht: Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht." Wie könne eine SPÖ überlegen, mit einer Volkspartei, die inzwischen für freiheitliche Losungen stehe, zu regieren. Die SPÖ habe derzeit die "moralische Bodenhaftung" verloren.
Der FPÖ-Comic wiederum stehe für einen "unglaublich letztklassigen Wahlkampf, wo jeder Tiefpunkt unterschritten worden ist". Vassilakou ließ erneut keinen Zweifel am Wunsch einer Regierungsbeteiligung. Eine Vizebürgermeisterin mit Migrationshintergrund sei für "die HC-Men" die Höchststrafe. "Lasst uns den Hetzern die Höchststrafe erteilen. Auf ins grüne Wien", zeigte sich Vassilakou kämpferisch. Angesichts des ihr zugetragenen Lobes wegen ihrer Fernsehauftritte und des Wahlkampfs könne sie nur sagen: "With a little help from my friends", bedankte sich die grüne Nummer 1 bei den Aktivisten.
Parteichefin Eva Glawischnig warf der SPÖ vor, in "Tateinheit" mit der ÖVP die Asylgesetze in den vergangenen Jahren verschärft zu haben. Fekter könne man ob ihrer Eisigkeit als Mittel gegen den Klimaschutz und das Abschmelzen der Polkappen einsetzen, scherzte sie. Man müsse daran arbeiten, wieder Normalität und Menschenwürde für Menschen ohne österreichischen Pass herzustellen. "Ich hoffe am Sonntag auf eine deutliche Stärkung für dieses wichtige Projekt", warb sie für grüne Stimmen.
Kritik am "SPÖ-Allmachts-Rausch" in Wien
In Wien herrsche ein "SPÖ-Allmachts-Rausch". Der Bürgermeister habe sich ein Denk- und Sprechverbot gewünscht, verwies Glawischnig auf den von den Grünen beantragten Sondergemeinderat zum Thema Bundesbudget, der erst zwei Tage nach der Wahl stattfinden wird. Bissige Worte gab es auch in Richtung ÖVP: Diese sei von einer Wende in Sachen Energiepolitik "so weit entfernt wie das Geilomobil vom Fahrrad des Christoph Chorherr".
Äußerst gut gelaunt zeigte sich Vorzugsstimmenkandidat Alexander Van der Bellen. Der Wahlkampf habe ihm ordentlich Spaß gemacht: "Ich bin jetzt ein bisschen taub. Wir sind durch die Bezirke gegangen mit einer ordentlichen Samba-Krachmaschine", wollte der Ex-Parteichef die wochenlange musikalische Wahlkampfbegleitung nicht missen. Das Problem bei dieser Wahl sei jedoch, dass viele Leute nicht wüssten, was eine Vorzugsstimme sei und wie man diese korrekt abgebe. Van der Bellen braucht in Wien für ein Direktmandat bis zu 12.000 Unterstützungsbekundungen. Nicht gerade optimistisch zeigte er sich auch bezüglich Rot-Grün. Schließlich sei die Chance sehr gering, dass die SPÖ ihren Strukturkonservatismus aufgebe.
Deutscher Grünen-Chef als Stargast vor Ort
Letzte Motivationsschübe erteilte der aus der Bundesrepublik angereiste "Stargast", der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir. Er überbrachte Grüße aus Stuttgart, wo gerade gegen den Umbau des dortigen Bahnhofs protestiert wird, und lobte Österreich für "das einzige Atomkraftwerk der Welt, das wirklich sicher ist: Zwentendorf". In diesem Fall gelte: "Von Österreich lernen heißt, es richtig zu machen."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.