Exhalieren gefährlich

Spanien: Rauchen im Freien wegen Corona verboten

Ausland
21.08.2020 11:45

Es sind keine guten Tage für Nachtschwärmer und Raucher in Spanien: Nach einem Anstieg der Corona-Fälle hat das Land auf der iberischen Halbinsel sein Nachtleben komplett stillgelegt. Das Qualmen auf der Straße und auch in Straßencafés ist untersagt, wenn kein ausreichender Abstand von zwei Metern eingehalten werden kann. Der Grund: Durch das Exhalieren des Rauches soll das Virus per Mikrotröpfchen übertragen werden können.

Spanien setzte mit einem Rauchverbot im Freien eine drastische Maßnahme gegen den Erreger: Es darf seit vergangener Woche nicht mehr auf der Straße, in Gastgärten von Cafés und Restaurants gequalmt werden, wenn ein Mindestabstand von zwei Metern nicht garantiert werden kann. Rauchen also ja, aber auf Distanz. Des Weiteren bleiben Diskotheken, Tanzlokale sowie Cocktailbars geschlossen, auch Trinkgelage im Freien sind untersagt.

„Viel mehr Tröpfchen gelangen in die Umwelt“
Wenn ein Raucher exhaliere, gelangten viel mehr Tröpfchen - der Hauptübertragungsweg bei Covid-19 - in die Umwelt, als wenn ein Mensch normal ausatmet, sagte Carlos Jiménez, Vorkämpfer des spanischen Rauchverbots und Präsident der spanischen Gesellschaft für Lungenheilkunde und Thoraxchirurgie dem Magazin „Spiegel“. Zudem würden die Menschen beim Rauchen keine Masken tragen, was sonst in Spanien auch im öffentlichen Raum Pflicht sei, und rund 300 Mal pro Tag ihre Finger an den Mund führen - „jedes Mal, wenn sie einen Zug nehmen“.

So wie viele Experten das Corona-bedingte Rauchverbot als unerlässlich im Kampf gegen die Pandemie einschätzen, so gibt es viele, die Zweifel haben, dass die Maßnahme den gewünschten Effekt bringt. Zwar würden beim Rauchen „viele Tröpfchen in die Umgebung geblasen, die das Virus übertragen können, aber ich glaube nicht, dass das Verbot in Spanien entscheidend sein wird, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen“, sagte etwa der Virologe Jonas Schmidt vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut dem Magazin. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zum „Spiegel“: „Es gibt bislang keine Studien, die eine besondere Infektionsgefahr durch Zigaretten untermauern.“

Strenge Maßnahmen sind lediglich ein „Minimum“
Wegen der steigenden Corona-Zahlen wurden in Spanien weitere Maßnahmen verschärft: Die Bevölkerung werde dringend aufgerufen, sich nicht mit Menschen zu treffen, die nicht in ihrem Haushalt leben, erklärte Gesundheitsminister Salvador Illa. Private Feiern und andere Treffen sollten zudem auf eine Teilnehmerzahl von höchstens zehn Personen beschränkt sein, betonte der Minister.

In Altersheimen sollten künftig noch mehr Corona-Tests vorgenommen werden. Alle diese Maßnahmen seien mit den Regionalregierungen in Spanien abgestimmt und stellten lediglich ein „Minimum“ dar. Es stehe den Regionen frei, lokal strengere Regeln zu erlassen, betonte Illa.


Minister: Junge Menschen sollen sich diszipliniert verhalten

Illa dankte den älteren Menschen, dass sie sich so genau an die Vorsichtsmaßnahmen hielten. „Ich möchte mich auch an die jungen Leute wenden und sie an die Bedeutung erinnern, sich diszipliniert zu verhalten. Es ist nicht hinnehmbar, sich nicht an die Maßnahmen zu halten“, betonte Illa. „Dass das klar ist: Trinken (Alkohol) auf der Straße ist verboten“, warnte der Minister.

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