Prägende Figur
Aldi-Gründer Theo Albrecht 88-jährig gestorben
Albrecht soll schon seit langem schwer krank gewesen sein. Im vergangenen Sommer verbrachte er nach einem Sturz mehrere Wochen im Krankenhaus, erholte sich aber nicht vollständig davon und soll bis zuletzt ein Pflegefall gewesen sein.
Fotos existieren von dem öffentlichkeitsscheuen Theo Albrecht kaum. Eine der wenigen Aufnahmen stammt aus dem Jahr 1971 (siehe Bild). Die scheue Lebensweise dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Theo Albrecht 1971 Opfer einer Entführung wurde. 17 Tage lang befand sich der damals 49-Jährige in der Hand seiner Peiniger, ehe er gegen Zahlung der damaligen Rekord-Lösegeldsumme von sieben Millionen Mark wieder freigelassen wurde.
Vom Greißler zum Milliardenunternehmen
Den Grundstein für das Unternehmen legte Theo gemeinsam mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Karl im Jahr 1948, als er den kleinen Lebensmittelladen seiner Mutter übernahm. Ab 1961 wurde daraus "Albrechts Discount" - kurz Aldi. Binnen eines halben Jahrhunderts formten die beiden Brüder daraus einen Milliardenkonzern, der die deutsche, aber auch die internationale Handelslandschaft nachhaltig veränderte.
Grund dafür war vor allem das Credo der beiden Brüder, das sich streng nach der Maxime richtete: "Beste Qualität zum günstigsten Preis". Die beiden gelten als Erfinder der sogenannten Discount-Strategie: Aldi bietet bis heute ein überschaubares Sortiment an Lebensmitteln und Haushaltswaren, verzichtet aber auf umfangreiche Marketingaktionen und repräsentable Filialen.
Anders als andere vor ihnen setzten die Albrecht-Brüder außerdem nicht darauf, eine möglichst großen Gewinn pro Produkt zu erzielen. Vielmehr nahmen sie kleinere Margen in Kauf, um die Gegenstände billiger anzubieten und auf diese Weise die Absatzzahlen zu erhöhen. Es war also die schiere Masse, die die Albrechts letztendlich reich machte.
In Österreich durch Hofer vertreten
Der Jahresumsatz von Aldi Süd - zu dem auch der österreichische Lebensmitteldiskonter Hofer zählt - wird auf 28 Milliarden Euro geschätzt, der von Aldi Nord auf 25 Milliarden Euro. Der Konzern gilt trotz der Konkurrenz durch Nachahmer wie Lidl und Netto als die Nummer eins der Diskonter.
In Österreich ist Hofer mit einem Marktanteil von 19,8 Prozent die Nummer drei im Lebensmittelhandel hinter Rewe (Adeg, Billa, Merkur, Penny) und Spar. Der Diskonter ist hierzulande mit mehr als 400 Filialen vertreten. Branchenkenner schätzten den Umsatz zuletzt auf 3,2 Mrd. Euro. Insgesamt beschäftigt Hofer in Österreich rund 7.000 Mitarbeiter.
Mit "Aldi-Äquator" Deutschland aufgeteilt
Berühmt wurde der Handelsriese durch den sogenannten "Aldi-Äquator", da sich die beiden Brüder nicht nur ihr Unternehmen, sondern auch Deutschland aufgeteilt haben. Theo Albrecht übernahm den Norden (Aldi Nord), Karl Albrecht den Süden (Aldi Süd). Formal-juristisch sind die beiden Unternehmen, die jeweils in rund 30 Regionalgesellschaften untergliedert sind, unabhängig. Branchenkennern zufolge arbeitet man aber trotzdem eng zusammen, wenn es etwa um die Weiterentwicklung des Angebots, Produktion und Einkauf geht. Die Gewinne fließen in zwei Familienstiftungen.
Albrecht sammelte historische Schreibmaschinen, züchtete Orchideen und spielte Golf. Mit seiner Frau Cilly war er seit 1949 verheiratet. Das Paar hatte zwei Söhne, Theo Junior (59) und Berthold (56) - beide sind ebenfalls im Aldi-Imperium tätig. Aldi Nord wird seit dem Ausscheiden des Gründers vor mehreren Jahren von einem externen Manager geleitet.
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